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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 134
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„Salinen" vom 12. September 1847 zum Thema gemacht wurden. Die
„entschiedenen Verfassungsfreunde", wie sie sich selbst nannten, versammelten
sich, nachdem Friedrich Hecker und Gustav Struve, die beiden Exponenten
des radikalliberalen Flügels der Opposition, die Versammlung
einberufen hatten. 900 Menschen, bei einer Gesamteinwohnerzahl Offen-
burgs von etwa 4000, strömten zusammen und hörten begeistert den
Hauptrednern Struve und Hecker zu. Am Ende wird mit den 13 „Forderungen
des Volkes" zum ersten Mal ein in knapper Form scharf umrissenes,
oppositionelles Parteiprogramm formuliert und, was vielleicht noch entscheidender
ist, bundesweit verbreitet. Es geht darin um persönliche Freiheit
, nationale Einheit und soziale Gerechtigkeit.

Im März 1847 standen Ergänzungs- und Ersatzwahlen für den nächsten badischen
Landtag an. Ein Drittel aller Mandate der Zweiten Kammer war
neu zu besetzen. Nach wie vor war in Baden die von Großherzog Karl im
Jahr 1818 unterzeichnete Verfassung in Kraft, die im Vergleich zu den politischen
Verhältnissen der Nachbarstaaten des Deutschen Bundes als relativ
liberal galt, garantierte sie doch im Prinzip Pressefreiheit und ein für die
Zeit modernes Wahlrecht. Im Dezember 1846 hatte mit Johann Baptist
Bekk ein Mitglied der gemäßigten Liberalen das badische Innenministerium
übernommen. Ziel der Regierung: Einbindung der gemäßigten Opposition
. Dabei hofften die Machthaber gleichzeitig auf eine Spaltung der Gesamtopposition
, deren deutlich kleinerer „radikaler" Flügel bereits seit geraumer
Zeit die „Halben" attackierte. Das Treffen in Offenburg war also
zunächst eine Wahlveranstaltung der Radikalen um Struve, Hecker und den
seit 1845 in der Ortenaustadt als Bürgermeister amtierenden Gustav Ree.
Offenburg lag geographisch günstig, nämlich genau in der Mitte des
Großherzogtums. Die Kinzigstadt hatte aber vor allem seit 1830 politisch
relativ freie Wahlen erlebt. Zudem gab es enge Querverbindungen zu den
liberalen Wortführern wie dem Freiburger Karl von Rotteck.

Im Prinzip stand die Versammlung also ganz auf dem Boden der badischen
Verfassung, was alleine schon die Ausgestaltung des „Salmen"-
Saales demonstrierte: Hinter der Rednerbühne hing immer noch das Bild
des regierenden Großherzogs Leopold. Die Tatsache jedoch, daß nach
dem Mittagessen Hunderte von Bürgerinnen und Bürgern in den Saal und
auf die Galerien strömten, daß Hecker und Struve mit radikalen Anspielungen
gespickte Reden hielten, daß die verabschiedeten dreizehn
Forderungen in fast allen deutschen Zeitungen abgedruckt und überall in
Deutschland als Flugblätter verteilt wurden, zeigt die Neuartigkeit dieser
Art von Wahlveranstaltung. Innenminister Bekk hielt das Treffen denn
auch für ein „wühlerisches", auf „das gemeine Volk gefährlich einwirkendes
Treiben".3

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