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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 151
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gemäßigten Minister Bekk sowie die Einberufung einer konstituierenden
Versammlung thematisiert wurden35. Bis Februar 1849 wurden 200 Petitionen
mit etwa 15 000 Unterschriften für die Auflösung des Landtages verfaßt
, der in der Bevölkerung nicht zuletzt durch die Agitationen der Volksvereine
aufgrund seiner positiven Haltung zur konstitutionellen Monarchie
an Ansehen und Akzeptanz verloren hatte. Kompromißvorschläge wie der
des Heidelberger Historikers Ludwig Häusser auf Ausarbeitung eines neuen
Wahlgesetzes vom Februar 1849, das die Auflösung der ersten Kammer
zur Folge gehabt hätte, wurden als zu zeitraubend zurückgewiesen. Stattdessen
traten nach Aufforderung durch den Landesausschuß unter Goegg
und Brentano im März 1849 siebzehn Deputierte und Brentano selbst aus
der Kammer aus. Den Bürgern wurde empfohlen, sich gegen die Beschlüsse
und Gesetze der bestehenden Kammer zur Wehr zu setzen. Neben der
Ausarbeitung einer republikanischen Verfassung war ein Hauptziel der
Vereine die Errichtung von Bürgerwehren und die Durchsetzung der Forderung
nach freier Offiziers wähl. Goegg erreichte, daß jedes Regiment einen
demokratisch gesinnten Wortführer besaß, der in ständigem Kontakt
mit dem Landesausschuß stand und von dort seine Instruktionen erhielt36.
Daneben wurden besonders die Soldaten angesprochen und gegen ihre Offiziere
aufgehetzt37.

In kurzer Zeit war es Goegg gelungen, die Zahl der Vereine auf über 400,
die Zahl der Mitglieder auf über 35 000 anwachsen zu lassen38. Allein in
Mannheim betrug die Zahl der Mitglieder rund 2000. Der Einfluß der
Volksvereine läßt sich auch an den Reaktionen der Gegner ablesen. Die
Propaganda der Konservativen und „Konstitutionellen" beschimpfte die
„Demokraten" als Pöbel und unterstellte den Volksvereinen, daß sich nur
Angehörige der untersten Volksklassen dort sammelten. Tatsächlich fanden
sich in den Volksvereinen aber ebenso Lehrer, Studenten, Wirte, Kaufleute,
Bauern und Handwerker, wobei die Handwerksgesellen den tragenden
Kern darstellten. An der Spitze der Vereine aber standen oft ortsansässige
Honoratioren39. Goeggs Agitationen waren so erfolgreich, daß schon Ende
Februar 1849 ... neben der legalen großherzoglichen ... eine zweite, mächtigere
Regierung entstanden (war): der Landesausschuß der badischen
Volksvereine in Mannheim40. Goegg selbst stellte rückblickend zufrieden
fest: Die Bürger des Landes sahen nicht mehr nach Carlsruhe und bekümmerten
sich nicht mehr um das, was dort das desavouirte Ministerium und
dessen Werkzeuge, die beiden Kammern beschlossen; ihre Augen waren
auf Mannheim gerichtet. Was der Landesausschuß anordnete, geschah;
seine Beschlüsse waren für das Volk Regierungsdecrete4i.

Goeggs politische Agitationen in den ersten Monaten des Jahres 1849, die
ihn auch zeitlich stark beanspruchten, brachten ihn bald in Konflikt mit

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