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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 162
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Trotz dieser nach wie vor politischen Aktivität und auch scheinbar relativer
finanzieller Sicherheit durch Unterstützung des Vaters98 deprimierte Goegg
das Leben im Exil zusehends: Ich bin körperlich in einer der bevölkertsten
Städte der Welt und geistig bin ich Einsiedler, bin einsam und verlassen".
Dennoch reiften Ideen zu Plänen: Ich will eine Geschichte der Völker nach
ihrer sozialen Entwicklung herausgeben und zwar zuerst sozusagen als
Versuch in kurzen Umrissen in populärer Sprache für die große Masse des
deutschen Volkes unter dem Titel: „ Was verstehen wir unter Sozialismus
?"100. Auch andere Buchpläne entstanden. Die Veröffentlichung allerdings
erwies sich als schwierig, es fehlten die finanziellen Mittel. Schließlich
gelang es Goegg, verschiedene Schriften im Verlag des Völkerbundes
zu veröffentlichen, u. a. „Rückblicke auf die badische Revolution unter
Hinweisung auf die gegenwärtige Lage Teutschlands, von einem Mitgliede
der badischen konstituierenden Versammlung", allerdings ohne Nennung
seines Namens101. Goeggs Optimismus und Idealismus für die Demokratie
war trotz der schwierigen persönlichen Situation ungebrochen: Es gibt keinen
Zweifel, daß die wahre Demokratie, früher oder später, bei allen zivilisierten
Völkern das einzige System wird. Lassen wir darum die Zweifler,
die Ängstlichen, die Schwachen, die Kurzsichtigen und vor allem die
Schlechten, die nur ihren Vorteil beim Absolutismus suchen, sagen und deklamieren
, was sie wollen, wir unsererseits wollen unseren Weg mit Stand-
haftigkeit fortgehen. Wir werden zum Ziele kommen102. Als Goegg eine
Stellung in einem französischen Handelshause erhalten konnte, mit der er
sein Einkommen zu sichern und damit die finanzielle Unterstützung des
Vaters zu beenden hoffte, wurde er am 16. Januar 1851 in Paris auf offener
Straße verhaftet, seine Wohnung durchsucht und seine Schriften beschlagnahmt
. Unter Vorbehalt wieder freigelassen, mußte er von nun an mit seiner
baldigen Ausweisung aus Frankreich rechnen103.

Am 17. März 1851 verließ Goegg Paris und reiste nach London. Auch hier
traf Goegg zahlreiche Bekannte, u. a. Joseph Fickler und Franz Sigel104.
Finanzielle Schwierigkeiten prägten sein Leben noch mehr als zuvor in Paris105
. Hinzu kamen Spannungen und Streitereien zwischen den verschiedenen
demokratischen Emigranten. Goegg beschloß zusammen mit
Gleichgesinnten, einen eigenen Verein zu gründen. Am 20. Juli 1851 trat
der „Agitationsverein" zusammen. Ziel war die Beschaffung von Geldspenden
aus aller Welt zur Unterstützung der demokratischen Bewegung in
Deutschland106. Der Club bestand im wesentlichen aus Süddeutschen. Ihm
stand rivalisierend eine Gruppe Norddeutscher um Gottfried Kinkel gegenüber107
. Nach mehreren Treffen gelang es, am 27. Juli 1851 eine Einigung
zwischen beiden Gruppierungen zu erreichen. Nach langer Debatte
wurde auf Antrag von Karl Schurz der „Deutsche Emigrationsclub" als geschlossener
politischer Verein gegründet, der auf Antrag eines Mitgliedes

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