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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 198
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tische Harmlosigkeit der Gruppe zu unterstreichen, erklärte ein Verteidiger,
fast alle Bürger Appenweiers seien beigetreten21.

Politisch wirksam scheint der Volksverein tatsächlich nicht gewesen zu
sein, was hätte er auch in wenigen Wochen bewirken wollen, und schlimme
Vergehen oder gar konspirative Tätigkeit konnte ihm auch die Verfolgungsbehörde
nicht nachweisen.

Fassen wir zusammen: Bevor die Hauptphase der Revolution begann, lag
offensichtlich mehr oder weniger zufriedene Ruhe über Appenweier: keine
politisch frustrierten Bürger machten Katzenmusik, keine Arbeiter schwangen
rote Fahnen, keine antiklerikalen jungen Männer warfen Fensterscheiben
ein, nichts geschah in der Öffentlichkeit, was sich mit den Ereignissen
in den drei eingangs genannten Nachbargemeinden vergleichen ließe. Bei
so viel politischer Enthaltsamkeit verblüfft es sehr, daß die Gemeindeoberen
am Tag nach der Offenburger Versammlung 1849 ohne Wenn und Aber
in das revolutionäre Lager übertraten.

Der Anteil an der Revolution

Was am 13. Mai 1849 in Offenburg geschah, ist bekannt. Dieses Mal waren
auch Bürger aus Appenweier zur Volksversammlung in die Amtsstadt
gereist und ließen sich von der allgemeinen Begeisterung anstecken. Mit
einem überfüllten Bahnzug fuhren bereits am Sonntag, dem 13. Mai, Ignaz
und Joseph Werner, zwei weitere Brüder des Max Werner, sowie Konrad
Lechleiter bewaffnet nach Rastatt und Karlsruhe, am nächsten Tag folgten
Lindenwirt Sieb, Handelsmann Müller und der Sonnenwirt Wilhelm Werner22
. In den einzelnen Akten stimmen die Zeitangaben nicht überein,
selbst die Gerichte wollten sich nicht festlegen. Die Motive für die Fahrten
ins Unterland, die man in der Not der Verteidigung angab, waren weitgehend
unpolitisch: Neugierde, man wollte mit eigenen Augen überprüfen,
was man als Sensation - vergleichbar mit dem Karlsruher Theaterbrand -
empfand, ob wirklich die Soldaten in Rastatt ihrem Fahneneid untreu wurden
, von Gesetz und Ordnung abfielen . . . ob der Großherzog wirklich das
Land verlassen habe23. Auch hätten sie für die Anerkennung der Reichsverfassung
in allen deutschen Bundesländern demonstrieren wollen, ansonsten
aber die Tragweite weder ihrer eigenen Handlungsweise überblicken
können noch dessen, was um sie herum geschah24, eine Naivität, welche
die liberalen Berichterstatter Victor von Scheffel und Ludwig Häusser sogar
dem in Offenburg begeistert zusammengeströmten Volk bestätigten2-''.

Die Appenweierer ließen sich allerdings nicht in den beginnenden Aufbau
des revolutionären Heeres einbeziehen; von den Umtrieben des Militärs

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