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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 199
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abgeschreckt, gingen Joseph und Ignaz Werner noch am Sonntagabend auf
den Bahngleisen, weil kein Zug mehr fuhr, zu Fuß von Rastatt nach Oos
zurück. Dort übernachteten sie und wollten am nächsten Morgen die Bahn
nach Appenweier nehmen. Daran aber hinderten sie Struve, Blind, Born-
stett, die sie mit strengem Befehl per Expreß nach Karlsruhe schickten, wo
sie aber nach zwei Tagen den Dienst quittieren und ungehindert nach Hause
fahren durften26. Konnte man diese Reisen ins Unterland - besonders
auch weil sie kostenlos waren - noch als persönliche Reaktionen auf die
Offenburger Reden erklären, so brachte der Montag für Appenweier den
entscheidenden revolutionären Akt: Geschehen in Appenweier, den 14. Mai
1849, vor dem unterfertigten Gemeinderath. Nach einem Beschluß der
Landesversammlung in Offenburg vom 13. May 1849 sind für das erste
Aufgebot zum Schutze des Vaterlandes alle ledigen Männer von 18 bis 30
Jahren aufgerufen, sich der allgemeinen Volksbewaffnung anzuschließen
und sich auf den Marsch nach Karlsruhe zur Versammlung zu machen. Der
Gemeinderath hat somit beschlossen, jedem derselben aus der Gemeindekassefür
die Reise Geld auszuzahlen21.

Die Gemeinderäte, z.T. durch langjährige Dienstzeit über die Grundvorstellungen
des Staatsaufbaues und seiner rechtlichen Basis informiert, erkannten
die Landesversammlung, ohne eine Legitimation zu verlangen,
als Träger der Souveränität an und führten ihre Beschlüsse aus, wie sie
bisher den Anordnungen der großherzoglichen Verwaltung gefolgt waren.
Sie ließ am Dienstagmorgen den Ausmarsch des 1. Aufgebotes durch den
Gemeindeboten mit der Schelle auf den Straßen des Dorfes verkünden
und demonstrierten damit seine Rechtmäßigkeit28. Ohne Bruch verwandelte
sich das großherzogliche Bürgermeisteramt in eine revolutionäre
Gemeindebehörde.

Spätestens am L Juni erhielt sie einen Sicherheitsausschuß beigeordnet,
der vor allem für Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und für Sicherheit
des Eigentums und der Person Sorge zu tragen hatte. Von den acht
Mitgliedern sind nur sieben bekannt. Sie kamen verständlicherweise aus
den Reihen des Volksvereines: Sonnenwirt Wilhelm Werner, der erwählte
Vorstand, sein Bruder August, Posthalter und Kronenwirt, Schlosser Thomas
Schech, Kaufmann Georg Fäßler, Schuhmacher Felix Schmidt, Nagelschmied
Georg Roth und Maurer Konrad Lechleiter29. Zu den wichtigsten
Aufgaben - bei der Bedeutung des neuen Verkehrsmittels für den Fortgang
der Revolution verständlich - zählte, die Bahnanlagen zu bewachen.
Schwierigkeiten gab es viele. Die Bauern, die Nacht für Nacht die Strecke
abgehen mußten, um sie vor Attentaten zu schützen, begehrten auf, weil
während der Heuernte genug Arbeit auf sie wartete. Im Bahnhof brachte
die Ankunft der Züge - jeweils drei zum selben Zeitpunkt - ein großes

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