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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 201
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stung gegen die regulären Truppen Preußens und der Reichsarmee, die bereits
die badischen Grenzen überschritten hatten36.

Zur selben Zeit befahl auch Zivilkommissär Hofer den Ausmarsch des
1. Aufgebotes und drohte, Exekutionstruppen ins Dorf zu legen, wenn er
verweigert würde37. Der scharfe Ton läßt darauf schließen, daß die Begeisterung
in der Bevölkerung bereits nachgelassen hatte. Jedenfalls kann
man sich des Eindrucks nicht erwehren, daß revolutionärer Schwung gewohnten
Verhaltungsweisen gewichen war: Die Regierung befahl, die Bürger
gehorchten.

Über den militärischen Einsatz wird nur pauschal berichtet, er habe 14 Tage
gedauert, sei gegen die Preußen gerichtet gewesen, habe die Männer nach
Karlsruhe, Grünwinkel, Hügelsheim und Iffezheim geführt, allerdings ohne
daß man an einem Gefecht hätte teilnehmen müssen38.

Allzu siegesgewiß scheint die Truppe nicht gewesen zu sein; vielleicht lag
es an den Söhnen der konservativsten Bürger von hier39, die, das Gesetz
befolgend, mitzogen; denn bereits am 4. Tag stellten Oberleitmann Ignaz
Werner und sein Bruder, der Feldwebel Joseph Werner, den Antrag, die
Appenweierer wieder nach Hause zu entlassen. Aber als Leitmann
Hodapp, ein Rechtskandidat, das Schriftstück Oberführer Doli, dem Bürgermeister
aus Sand, überbrachte, löste er eine Reaktion unverhältnismäßigen
Ausmaßes aus. Doli lehnte nicht nur ab, was verständlich war, sondern
rückte mit etwa 2000 Mann aller Waffengattungen gegen die 64 Appenweierer
vor und ließ verkünden, jeder, der sich entferne, würde erschossen.
Die Hälfte der Wehrmänner hatte die Antwort des Kommandanten gar
nicht abgewartet und sich schon auf den Heimweg begeben. Sie ließ Doli
durch seine Dragoner mit gezogenen Säbeln verfolgen und wieder zurückbringen40
.

Um die Friedfertigkeit der Brüder Werner zu unterstreichen, berichtet die
Verteidigung im Berufungsverfahren über einen Vorfall, der sich in Hügelsheim
zugetragen haben soll. Auf Befehl des genannten Oberkommandanten
Doli sollte der Pfarrer des Ortes, der sich mit Wehrmännern angelegt
hatte, zur Strafe auf eine Kanone gebunden werden. Von zwei Einwohnern
zu Hilfe geholt, gelang es den beiden nach eindringlichem guten Zureden
, den Geistlichen frei zu bekommen41.

Ob vom Glück begünstigt oder durch Geschicklichkeit ihrer Anführer erreicht
, wurde das 1. Aufgebot entlassen, kurz bevor sich der Belagerungsring
um die Festung Rastatt schloß, an deren Verteidigung es zunächst
hätte teilnehmen sollen42. Am 29. Juni traf es, knapp vor den Preußen,

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