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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 202
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wieder in Appenweier ein, zwar ohne kriegerischen Ruhm, aber mit allen
Männern.

Dagegen ist im Totenbuch von St. Michael die Nachricht Pfarrer Buchdungers
aus Rastatt verzeichnet, daß der Wehrmann Leo Kaiser aus Appenweier
am 2. 10. 1849 wohl in der Festung gestorben ist. Kaiser gehörte, obwohl
hier geboren, nicht zum Aufgebot aus Appenweier, sondern wahrscheinlich
zu dem von Triberg43.

Inzwischen hatte auch das zweite Aufgebot der Wehrmannschaft den Befehl
zum Ausmarsch erhalten, aber nun weigerten sich die Gemeindeverwaltung
und der Sicherheitsausschuß gemeinsam zu gehorchen, nicht, weil
man die politische Meinung geändert hätte, sondern weil aus anderen Gemeinden
noch nicht einmal das 1. Aufgebot ins Feld gezogen war44.

Die Vorgänge um die Volkswehr aus unserem Dorf zeigen im kleinen, welche
Schwierigkeiten das revolutionäre Kriegsministerium im großen zu lösen
hatte. Es gab keine Mittel, den jungen Männern Ziele vor Augen zu
stellen, für die es sich gelohnt hätte zu kämpfen. Jeder Einsatz kostete
Geld, das oft nur durch Kredite zu beschaffen war. Nicht zuletzt hatte die
politische und militärische Lage die Menschen ernüchtert. So argumentiert
der Mannheimer Verteidiger von Ignaz und Joseph Werner: Am 15. Juni
war es bereits gewiß, daß Hessen und Württemberg keinen Antheil an unserer
Revolution nehmen, waren die preußischen Truppen bereits im Rheinkreis
eingerückt und die Reichstruppen über die Nordgrenze und hatten
selbst die verranntesten Anhänger unserer Bewegung die Überzeugung gewinnen
müssen, daß ihre Sache eine verlorene sei45.

Von den 1849 in der badischen Armee aktiv dienenden Soldaten, die in Appenweier
geboren waren, desertierten mindestens 10 Infantristen und Kanoniere
, z.T. aus dem großherzoglichen Leibregiment, und schlössen sich dem
neuen revolutionären Heere an. Einzelheiten aus ihren Erlebnissen sind
nicht bekannt. Carl Haitz z.B. machte wohl den ganzen erfolglosen Feldzug
der Freischärlerarmee mit und überschritt mit ihr die Schweizer Grenze.
Mit einem Passierschein versehen, kehrte er über Efringen nach Appenweier
zurück, wurde am 27. Dezember 1849 ins Amtsgefängnis nach Offenburg
eingeliefert, aus dem er nach einem Monat freikam46. Wie bei vielen
„Revolutionären" erfahren wir auch über die Soldaten erst etwas durch ihre
Strafakte. Nach der Niederlage waren die meisten in der Festung Rastatt
und in der Infanterie-Kaserne in Mannheim inhaftiert47. Zwei, die auf der
militärischen Leiter schon einige Sprossen erklommen hatten, der Korporal
August Böhly und der Fourier Eduard Föll, wurden wie viele andere Soldaten
begnadigt und in ihre frühere Stellungen wieder eingewiesen48.

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