Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 206
(PDF, 141 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1998/0206
chenblatt" ein heftiger Streit, der über Wochen ging und bald den eigentlichen
Anlaß vergaß. Hodapp sei zwar ein tüchtiger Landwirt, aber als Deputierter in
dieser schwierigen Zeit ungeeignet, behaupteten seine Gegner. Insbesondere
wandten sie sich gegen das klerikale Umfeld der Wahlmänner. Ob aus Ärger
über diese öffentliche Auseinandersetzung, ob aus familiären Gründen, wie er
selbst angab - Hodapp verzichtete auf seinen Gang nach Karlsruhe69.

Im August 1849 machte ihn die großherzogliche Regierung wieder zum
Bürgermeister von Appenweier, daß er es noch 14 weitere Jahre blieb,
spricht für seine Popularität. Zumindest über seine Verwandtschaft hatte
auch er Verbindung mit den Revoluzzern, Martin Hodapp, der als Leitmann
mit Ignaz Werner die Wehrmannschaft organisierte und der, wenn
man es genau nimmt, von den Verfolgungsbehörden recht milde beurteilt
wurde, war sein Neffe. Und als der Feldwebel des 1. Aufgebotes Joseph
Werner die Schwester Martin Hodapps Theresia heiratet, wirkten Halbbruder
August, der Posthalter, und Onkel Sebastian, der Bürgermeister, einträchtig
als Trauzeugen mit70.

Der dritte Amtsträger, von dem gemeinhin behauptet wird, er mache Stimmung
im Dorf, ist der Schulmeister. Johann Baptist Bell versah die Hauptlehrerstelle
in Appenweier seit 1811. Verbunden damit waren der Mesner-
und Organistendienst sowie die Leitung des Kirchenchores. 1819 stellte
ihn die Gemeinde als Ratschreiber ein. Trotz dieser verschiedenen Nebenerwerbstätigkeiten
gehörte er eher zur sozialen Unterschicht des Ortes. Er
hatte 10 Kinder zu versorgen - fünf weitere waren kurz nach der Geburt
gestorben - und verfügte nur über ein kleines Vermögen, das seine Frau
mit in die Ehe gebracht hatte. Jahrelange Kämpfe um würdigen Schulraum
und Kompetenzholz, Mesnergarben und Besoldung hinterließen seelische
Blessuren71. Sicherlich teilte auch er die berechtigte Kritik an der reformbedürftigen
Struktur der Volksschule72. So ist es verständlich, daß er sich
auf die Seite der Aufständischen schlug. Was genau er getan hatte, erfahren
wir nicht einmal von seinen Gegnern. Das 1850 abgegebene Urteil Bürgermeister
Hodapps, so ungehalten er (Hodapp) auch über das Treiben desselben
(Beils) im Sommer gewesen sei, so sei er (Bell) ihm doch noch lieber
als die beiden jungen Lehrer73, läßt eher auf ein harmloses Aufbegehren
schließen. Der Hauptlehrer wurde jedenfalls von preußischen Soldaten
aufs Rathaus gebracht, nach einem hitzigen Verhör aber wieder nach Hause
geschickt74. Der Oberkirchenrat als Schulaufsichtsbehörde sprach später
von einem sehr tadelswerten Verhalten während der Revolution, erteilte einen
strengen Verweis und verordnete dem alten, schwachen, von seinen
Söhnen geleiteten Mann15, einen Krankheitsurlaub, verlangte aber, daß
Bell seine Vertretung aus eigener Tasche bezahlte76: Nach einem Jahr,
nachdem sich seine früheren Kritiker für ihn eingesetzt hatten, durfte er

206


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1998/0206