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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 234
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vilrechtlichen Entschädigung der nach Rastatt entführten Kläger verurteilt
worden war.30

Draußen geht der Preuß

Die vom Großherzog zu Hilfe gerufenen Bundestruppen waren über Rhein
und Neckar vorgedrungen und hatten am 21. Juni bei Waghäusel der Revolutionsarmee
trotz tapferer Gegenwehr eine entscheidende Niederlage zugefügt
. Ohne größeren Widerstand wichen die aufgelösten Freischaren
nach Süden bis zu der strategisch bedeutsamen Murglinie. So konnten die
Preußen in der Residenzstadt einmarschieren. In Gefechten bei Gernsbach
und Kuppenheim/Oberweier schlugen sie den Gegner weiter zurück und
umschlossen die Festung Rastatt. Am 30. Juni rückten die Alliierten über
die Wolfsschlucht hinunter auf Baden-Baden vor. Das Weltbad war einige
Tage zuvor zum letzten Zufluchtsort von Resten der in Frankfurt tagenden
deutschen Nationalversammlung geworden. Sie hatte als Rumpfparlament
zuletzt in Stuttgart getagt, wollte nach Karlsruhe weiterziehen. Doch dort
standen die Bundestruppen schon vor den Toren, weshalb Parlamentspräsident
Dr. Löwe und etwa 40 weitere „Deputes" am 21./22. Juni in der
Bäderstadt logierten. Eine Tagung hat hier nicht mehr stattgefunden. Die
Einwohner Badens, zumal die der Ooser Vorstadt, haben die Parlamentsmitglieder
gastfreundlich in ihre Häuser aufgenommen. Und die Lokalpresse
klagte: Sie, der Stolz der Mehrheit des deutschen Volkes, der personifizierte
Ausdruck der deutschen Erhebung, jetzt ein kleines Häuflein umherirrend
!^ Weniger gastfreundlich dürften die verschiedenen revolutionären
Scharen empfangen worden sein, die nach dem verlorenen Kampf
um Gernsbach hereinströmten und in den Gasthäusern verköstigt werden
wollten. Als die Bundestruppen anrückten, sprengte ein Bürger zu Pferd
durch die Gernsbacher Straße stadteinwärts und warnte, die Preußen seien
da.32 Draußen in der Seufzerallee gingen ein Hotelier und ein Kurhausdiener
dem preußischen General von Peucker und seinem Stab entgegen. Sie
versicherten, daß die Freischaren abgezogen seien. Gegen 1 Uhr hielten die
Truppen Einzug: Voran die nassauischen Jäger in ihren grünen Uniformen
mit gelbem Lederwerk, dann die mecklenburgische Artillerie mit ihren Kanonen
, danach mecklenburgische Dragoner in hellblauen Uniformen und
silbrig glänzenden Helmen. Neben dem Oberst ritt dessen Tochter, ebenfalls
in Dragoneruniform gekleidet, unter ihrer Uniformmütze baumelten
lange Zöpfe. Es folgten die Württemberger, Bayern, Hohenzollern, Hessen
und Frankfurter, schließlich ein preußisches Bataillon. Insgesamt sollen es
etwa 34 000 Mann gewesen sein. Dazwischen mußten etwa 100 gefangene
Freischärler mitlaufen, jeweils zu zweit aneinandergebunden. Die ganze
Armee wurde in Baden-Baden und Umgebung einquartiert.33

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