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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 249
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den und als versprochenes Erbe die Hälfte des väterlichen Hauses in der
Hauptstraße. Die Braut Babette, die Tochter des Altdorfer Gemeindevorstehers
Baruch Weil, bekam von ihrem Vater 2500 Gulden. Das gemeinsame
Vermögen sollte auf zehn Jahre in das Geschäft der beiden Weils gesteckt
werden, das unter der Leitung des Raphael Weils stand.18 Dieser
starb aber bereits 1814.'9

Was bedeutete der Tod des Vaters für den gerade 25jährigen Elias Weil?
Neben seiner Witwe hinterließ Raphael Weil außer dem Sohn Elias sechs
Kinder unter 15 Jahren.20 Schon 1816 wurden für Schulden von Elias Weil
dessen Hälfte am väterlichen Haus als Sicherheit ins Pfandbuch eingetragen
, weitere Absicherungen folgten.21 Im Jahre 1829 wurde ein Kurator
für die Konkursmasse Raphael Weils erwähnt.22 Das Handelsgeschäft Weil
in der Bühler Hauptstraße war also zusammengebrochen. Elias Weil hatte
Bühl längst verlassen. 1822 lebte er am Geburtsort seiner Frau: Im Heiratsbuch
der jüdischen Gemeinde von Altdorf wird er bei der Geburt eines
Sohnes erwähnt: Elias Weil. . . Schutzbürger in Bühl, wirklich aber Lehrer
dahierp Elias Weil war also zu dieser Zeit Lehrer der jüdischen Gemeinde
. 1828 befand er sich wieder in seiner Geburtssadt,24 wahrscheinlich war
er wegen seiner Armut von Rheinbischofsheim nach Bühl gebracht worden
.25 Hier traf er nun mit dem Bezirksamtsvorstand Häfelin zusammen,
eine Begegnung, die sein weiteres Leben prägte.

Er sei nämlich, so stellte es Elias Weil 1848 dar, grundlos ins Gefängnis
gebracht und dann von Häfelin dazu aufgefordert worden, Mitgefangene
auszuhorchen und sie zu Geständnissen zu bringen. Dafür habe Häfelin
ihm fünf Gulden pro Tag versprochen. Als geheimer Agent saß er darauf
317 Tage, nämlich vom 16. November 1828 bis zum 29. September 1829,
im Gefängnis.26 Er habe, so seine Darstellung in der Wiedergabe durch einen
Abgeordneten der Zweiten Kammer, nicht nur durch Kunst und Witz,
sondern auch mit unermüdlichem Fleiße und mit deutscher Redlichkeit seine
Aufgabe erfüllt.27 Trotz seiner Erfolge habe er aber von Häfelin keine
Bezahlung erhalten, weshalb er schließlich gerichtlich gegen den Amtsvorstand
vorging. Das Hofgericht des Mittelrheinkreises in Rastatt stellte sich
jedoch auf die Seite Häfelins, wenn es ihn auch wegen der Verwendung eines
Spitzels tadelte. Elias Weil warf das Gericht vor, Naturgabe und Wissen
zum Lug und Trug zu gebrauchen und gegen die Obrigkeit mit frechem
Holm und frivolen Verlästerungen anzukämpfen.2^

Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis versuchte Elias Weil aus Bühl
wegzukommen. Erneut wurde er zurückgebracht und damit der Armenpflege
seines Heimatortes übergeben.29 Die Gemeinde sorgte im Rahmen
der damaligen Verhältnisse für ihn: Am künftigen Dienstag, um 10 Uhr,

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