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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 259
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Am 14. und 15. April 1848, zwei Wochen nach dem erzwungenen Verzicht
auf den Bürgernutzen und der Vertreibung aus der Stadt, nahmen bei der
Wahl der Nationalversammlung auch David Brandeis, Lazarus Schweitzer
und Joseph Levi teil, drei der vier am 31. März Geschädigten, und auch
Leopold Netter, er kurz zuvor Rechtsmittel gegen den Entzug des Bürgernutzens
eingelegt hatte.103 Schon am 22. April 1848 war auch Alexander
Wertheimer wieder in Bühl und nahm an Vermögensversteigerungen teil.104
Im Sommer 1849 erstritten unter der Führung des Fabrikanten Massenbach
die jüdischen Bürger ihren Bürgernutzen bei den Gerichten zurück.105
Kurz nach dem Ende der Revolution, am 12. 10. 1849, nahm die politische
Gemeinde Bühl beim wichtigsten Vertreter der jüdischen Gemeinde, beim
Fabrikanten Massenbach, ein Darlehen von 2000 Gulden auf.106

Wie lassen sich die Ereignisse in Bühl, bei denen die Ausschreitungen gegen
die jüdischen Einwohner in den Vordergrund rückten, erklären? Vielleicht
ist es nützlich, sich an die Äußerung Reichlin-Meldeggs zu erinnern,
der die Revolutionszeit als Bühler Amtmann und Nachfolger Häfelins erlebte
. Er hatte die Flucht seines Vorgängers mit der Flucht jüdischer Einwohner
in Zusammenhang gebracht. In der Tat kann hier ein sachlicher
Zusammenhang gesehen werden.

Während der vielen Auseinandersetzungen zwischen jüdischen Einwohnern
und dem Gemeinderat vor 1848 könnte sich nämlich in den Augen
der christlichen Mehrheit Häfelin auf die Seite der jüdischen Einwohner
gestellt haben. Sie waren der einzige Teil der Bevölkerung, der zu dieser
Zeit aus dem Bürgerrecht ausgeschlossen war und nur unter engen Bedingungen
als Gemeindebürger aufgenommen wurde. Viele kämpften juristisch
um ihre Gleichstellung und den Status als Gemeindebürger, der auch
einen Anspruch auf den Bürgernutzen an Allmendteilen und Holzzuweisungen
bedeutete. Wie bis zum äußersten und wie gegen die Gesetze diese
Konflikte durch die Gemeindevertreter ausgetragen wurden und wie sie dabei
mit Häfelin als dem Staatsvertreter zusammenstießen, läßt sich leicht
zeigen, nicht nur an der Auseinandersetzung zwischen der Gemeinde und
der Familie Alexander Wertheimers.

1839 stellte der Metzgermeister Judas Meier ein Gesuch, als Bürger aufgenommen
zu werden. Gegen den Willen der Gemeinde sorgte Häfelin für
die gesetzlich erforderlichen Nachweise zugunsten Meiers und ordnete am
Beginn des Jahres 1840 seine Aufnahme als Bürger an. Der Gemeinderat
beschritt den Beschwerdeweg, über die dem Bezirksamt übergeordnete Regierung
des Mittelrheinkreises und das Innenministerium. Als sich der Gemeinderat
noch an das Staatsministerium wenden wollte, wies Häfelin darauf
hin, daß der Rechtsweg bereits ausgeschöpft sei. Dennoch wollte der

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