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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 298
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1998/0298
Hauptmann Wittich machte in seinem „Hilferuf" ganz deutlich auf Mißstände
in der Strafverfolgung aufmerksam, die er auch offen dem Oberamtmann
Häfelin und seiner Behörde anlastete. Dieser Bericht löste eine Untersuchung
aus, die der Specialkommissär Bezirksamtmann Winter für den
Großherzoglichen Landes-Kommissär für den Oberrhein-Kreis durchzuführen
hatte und in deren Folge Entlassungen und Versetzungen von Beamten
, Verhaftungen und Vermögensbeschlagnahmen bei Republikanern
vorgenommen wurden.122

Hauptmann Wittich führte die für einen regierungstreuen Soldaten ärgerlichen
und unverständlichen Punkte an. Am Anfang seines Berichtes steht
die für ihn erstaunliche Tatsache, daß in Euenheim ca. 3/4 der Einwohner
der republikanischen Parthei angehören.

Er kritisierte, daß Amtsträger der Revolution bei Amte und in der Gemeinde
in Funktion blieben und einen vollen Monat . . . keinen Schritt
gethan, um die Schuld der Personen näher zu ermitteln. Häfelin wurde vorgeworfen
, daß er im September 1848 von der beabsichtigten Eisenbahn-
demolierung benachrichtigt wurde, daraufhin aber nicht handelte, sondern
in seinem Bette liegen blieb.

Der Stadtkommandant beschwerte sich darüber, daß Badischhofwirt Viktor
Kollefrath beim Einmarsch von den Preußen verhaftet, vom Bezirksamt
danach aber wieder freigelassen wurde; auf Anordnung von Bezirksamtmann
Winter wurde er dann zwar wieder eingesperrt, an die Militärbehörde
ausgeliefert und dann wegen der fehlenden Zuständigkeit wieder nach
Euenheim überstellt. Hier wurde er zum zweiten Mal aus dem Amtsgefängnis
entlassen. Durch Intervention von Hauptmann Wittich wurde
Kollefrath zum dritten Mal verhaftet! Ebenso nachgiebig war das Amt mit
den fünf Hauptbeteiligten, die an der Verhaftung und Mißhandlung des Assessors
Wilhelmi beteiligt waren. Sie wurden nach ihrer Vernehmung freigelassen
und triumphierten in der Hoffnung, abermals unbestraft durchkommen
zu können. Am meisten ärgerte sich der preußische Hauptmann
über das Verhalten von Maria Antonia Stehlin:

Die Frau des früher hier ansäßigen Advokaten Stehlin, . . . welche, um
ihren Mann würdig zu unterstützen, die bereits erwähnten Frauen respektive
Kindervereine gestiftet hat und von welcher gutgesinnte Leute die
Meinung sagen, daß sie noch fortwährend in Verbindung mit ihrem Manne
stehe und eine thätige Agentin der republikanischen Partei sei, diese Frau
geht noch auf freiem Fuße umher, und trägt das Haupt sehr hoch, da sie
sich von den Civilbehörden sicher zu wissen scheint und die Militärbehörde
sie im Falle der Arretierung ja nur an diese abzuliefern hätte. Sie hat

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