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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 313
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Mehrheit der Wahlkreisgemeinden, vor allem die aus dem Amtsbezirk
Oberkirch, waren jedoch für Christs Austritt und damit für den Boykott
von Landtag und Verfassung. So trat Christ mit Gengenbachs Unterstützung
aus: ein Erfolg der Demokraten, die eine neue - demokratischere -
Verfassung und ein neues Landesparlament wollten.

Ein weiteres Bemühen der Gengenbacher Demokraten galt der Rückgängigmachung
der Suspension Erhards vom Bürgermeisteramt, - es wurde
jedoch 21. März 1849, bis Erhard sein Amt wieder ausüben konnte.

Inzwischen war das Werk der Paulskirche, die neue Reichsverfassung, fertiggestellt
; sie wurde jedoch von den Fürsten der größeren deutschen Staaten
abgelehnt: die Reichsverfassungskrise war da. Ein offener Konflikt
drohte. Aber war man im Amtsbezirk Gengenbach darauf vorbereitet?
Zwar hatten die Demokraten in Baden eine tatkräftige Volksvereinsorganisation
geschaffen und zwar waren in demokratisch aktiven Orten wie etwa
Offenburg schon demokratisch geführte Wehrmannschaften aufgestellt, in
Gengenbach und seinen Amtsorten aber war - wie die Karte vom 15. April
1849 zeigt - noch nichts Sichtbares geschehen. So klaffte im Kinzigtal
zwischen den demokratischen Eckpfeilern Offenburg (mit 231 Volksvereinsmitgliedern
) und Haslach (mit 186 Mitgliedern) die bereits beschriebene
Lücke. Erst als Anfang Mai die Krise sich weiter erhitzt hatte und nun
der Mannheimer Landesausschuß - die heimliche demokratische Gegenregierung
- das Losschlagen beschloß und dazu die notwendigen Befehle ins
Land hinausschickte, wurden auch in Gengenbach Demokraten tätig: Am
8. Mai ersuchte der in Gengenbach nun erstmals an die Öffentlichkeit tretende
einheimische provisorische Vorstand des Volksvereins den Gemeinderat
, eine außerordentliche Sitzung gefällig anzuberaumen, worin gefällig
beschlossen werden wolle, daß das neue Bürgerwehr-Gesetz in Ausführung
gebracht wird, und die nöthigen Gewehre auf Rechnung der Stadtkasse
vorschüßlich angeschafft werden. Also: Schleunigste Durchführung der
von den Demokraten schon längst geforderten Volksbewaffnung mit dem
Ziel des Kampfes für die von den Fürsten in fragegestellte neue Reichsverfassung
. Sie wurde umgehend am 8. Mai vom Gengenbacher Gemeinderat
und Bürgerausschuß beschlossen. Schon am 9. Mai wurden zwei Gemeinderäte
zur Beschaffung von 200 Pistongewehren losgeschickt. Am 11. Mai
trat der Gengenbacher Gemeinderat dem Mannheimer Protest wegen des
Aufmarsches von Regierungstruppen gegen die bereits im Aufstande für
die Reichsverfassung befindliche Pfalz bei. Wie erregt schon in den Tagen
vor den entscheidenden Offenburger Versammlungen vom 12. und 13.Mai
1849 die Stimmung auch in Gengenbach gewesen sein muß, zeigt die Tatsache
, daß bereits in der Nacht vom 6. auf den 7. Mai dem großherzoglichen
Steuererheber Fenster eingeworfen wurden.

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