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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 326
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Am 4. März 1849 wurde im Hotel „Zum Fürstenberger Hof'58 ein Volksverein
gegründet59. Die treibende Kraft zur Gründung war die Haslacher
Lesegesellschaft. Sie zählte damals etwa sechzig Mitglieder, die größtenteils
republikanischer Gesinnung waren60.

Nach einem Bericht des Haslacher Bezirksamtes hielt Diakon Adolf Ger-
wig aus Hornberg eine glühende Ansprache an die etwa fünfhundert Personen
zählende Gründungsversammlung. Er habe allerdings betont, daß nicht
der gewaltsame Umsturz, nicht das ,Hirngespinst des Communismus' der
Zweck des Vereins sei, sondern Belehrung zur politischen Bildung des Bürgers
, Festhalten und Wahrung der errungenen Volksrechte und möglichste
Ausdehnung derselben. Der Volksverein habe - laut des Berichts des Bezirksamtes
- bei seiner Gründung bereits dreihundert Mitglieder gezählt,
eine Zahl, die in Zweifel zu ziehen ist. Es dürften höchstens etwas mehr als
zweihundert gewesen sein61. Der Haslacher Volksverein übernahm die Statuten
des Volksvereins Offenburg. Zum Vorsitzenden des Volksvereins
wurde Rabenwirt und Gemeinderat Franz Michael Grieshaber62 gewählt.
Eine wichtige Rolle spielte im Haslacher Volksverein auch der Oberlehrer
Sebastian Pfrängle aus dem benachbarten Weiler-Fischerbach. Er wird neben
Grieshaber als Stifter des Volksvereins bezeichnet63. Einer der
Hauptredner im Volksverein war der junge Rechtspraktikant am Haslacher
Amtsgericht Albert Stigler, der drei Monate später zum Zivilkommissär ernannt
wurde64. Dem Volksverein gehörten aus den Reihen der Honoratioren
der Stadt Notar Joseph Vögele, Amtschirurg Friedrich Förch, Oberlehrer
Bernhard Ludwig Blum und Bürgermeister Joseph Fackler an65.

Es kam der denkwürdige 13. Mai 1849, als die große Volksversammlung
in Offenburg stattfand. 40 000 Teilnehmer kamen nach Offenburg, darunter
auch viele Haslacherinnen und Haslacher. Sie waren in Scharen auf Leiterwagen
nach Offenburg gefahren und brachten am Abend die Kunde von
der Flucht des Großherzogs, der Meuterei der Rastatter66 und Karlsruher
Garnison sowie die Bildung der provisorischen Regierung unter Lorenz
Brentano mit nach Hause67.

Drei Tage später, am 15. Mai 1849, fand in Haslach auf dem Platz vor dem
Hotel „Zum Fürstenberger Hof eine Volksversammlung statt, auf dem sich
Hunderte von Frauen und Männern aus dem ganzen mittleren Kinzigtal versammelt
hatten. Vom Balkon des Hotels hielten der Diakon Adolf Gerwig
aus Hornberg sowie Genovefa Eisenmann, die kleine, lebhafte Frau des
Schneidermeister Wendelin Eisenmann68 Reden an die Volksmenge69. Gerwig
soll mit Blickrichtung zum Haslacher Kapuzinerkloster den Ausruf gemacht
haben: Es sei gut, daß jenes Geiernest der Pfaffen ausgehoben und
der Freiheit nur noch eine Gasse zu machen sei durch die Revolution10.

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