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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 373
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gierung mit diktatorischer Gewalt zu bilden. Bei anderen Anträgen
stimmte er mit der gemäßigten Mehrheit der Versammlung. Nach den
vorhandenen Protokollen hat er selbst nie das Wort ergriffen. Am 25. Juni

1849 verläßt die Nationalversammlung wegen der heranrückenden
preußischen Armee Karlsruhe, begibt sich nach Freiburg und löst sich
dann auf. Ob Gerwig von Karlsruhe direkt nach Hornberg zurückging
(wo wohl seine Familie war) oder bis zur Auflösung bei der Versammlung
blieb, ist nicht bekannt.

Heinrich Hansjakob schreibt in seinem Buch „Aus meiner Jugendzeit -
Erinnerungen" über Gerwig:

Gedächtnisfeier für Robert Blum, der im November 1848 in Wien als Barrikadenkämpfer
erschossen worden war. Unter drei Rednern auf dem Haslacher
Friedhof war auch ein Diakonus aus Hornberg. Der evangelische
Diakonus Adolf Gerwig war einer der interessantesten Gestalten der mit-
telbadischen Revolutionsjahre. Er wurde am 25.5.1812 in Pforzheim geboren
, war Pfarrer in Heddersbach und ab 1846 Diakonus und erster Lehrer
in Hornberg. Er wurde 1849 in die konstituierende Versammlung (Revolutionsparlament
) nach Karlsruhe gewählt und war Zivilkommissär in Hornberg
. Im Februar 1849 hat er im Bärenwirtshaus (!) eine Rede gehalten;
danach wurde ein Volks- bzw. Demokratischer Verein gegründet und Gerwig
zum Vorsitzenden gewählt. Er gilt als Gründer der Volksvereine in
Hornberg, Schiltach und Gutach und hat insofern hier die Revolution vorbereitet
.

Gerwig war also im Volksverein tätig, er hat die Dankesadresse an die
Schweizer verfaßt, die von Hansjakob erwähnte Rede zum Gedächtnis
Robert Blums gehalten und an den Beratungen der Verfassunggebenden
Versammlung teilgenommen; er war darüber hinaus als Zivilkommissär im
Amt Hornberg und ab Mai 1849 als Oberkommissär einer der aktivsten
Anhänger der Revolution und wurde deshalb nach Niederschlagung der
Revolution von den amtlichen (revolutionsfeindlichen) Stellen als
„Wühler" bezeichnet und zur Beschlagnahme seines Vermögens verurteilt.
Gerwig flüchtete nach Scheitern der Revolution mit Frau und Kindern in
die Schweiz, wurde in Abwesenheit zu 10 Jahren Zuchthaus verurteilt und

1850 aus den Diensten der Evangelischen Kirche entlassen. Von der
Schweiz wandert er über Frankreich - wie Hecker - nach Amerika aus und
wird Pfarrer in Cincinnati beim 37. Ohioregiment. 1862 verübt er Selbstmord
. Jedenfalls sagt das polizeiliche Protokoll, er sei mit einer Pistole in
der Hand tot aufgefunden worden.

Die revolutionären Ereignisse in Baden im Mai und Juni 1849 berührten
Hornberg wesentlich mehr als das Geschehen von 1848. Im Protokollbuch
der Stadt Hornberg heißt es während der 49er Revolutionstage:

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