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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 402
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1998/0402
Schreibstube stellte Küchling sich ihm als Zivilkommissär der provisorischen
Regierung für den Amtsbezirk Kork vor. Er habe Asbrand ein
Schreiben vorgelesen, wonach er seines Dienstes enthoben seie92. Wie in
anderen Garnisonen hatten auch in Kehl die Soldaten im Laufe des Tages
ihren Vorgesetzten den Dienst versagt, waren gegen einen Offizier tätlich
geworden und hatten ihm die Schulterklappen von seiner Uniform gerissen
. Er hat sich - vermutlich, weil er sich in seiner Ehre verletzt fühlte -
das Leben genommen93.

Küchling verließ nach der Absetzung Asbrands mit seinem Kommando die
Kaserne, vor der es durch eine immer größer und erregter werdende Menschenmenge
, deren Haß sich offensichtlich gegen Asbrand richtete und die
sich immer mehr dem Eingang der Kaserne zugedrängt habe94, zu einer
bedrohlichen Situation kam. Bürgermeister Roos, gleichzeitig Hauptmann
der Bürgerwehr, und Gemeinderat Schick, der gerade vorher der Absetzung
Asbrands beigewohnt hatte, wurden alarmiert und eilten zur Kaserne,
um den tobenden Volkshaufen zum Auseinandergehen zu bewegen und Exzesse
gegen Personen und Eigenthum des betreffenden Offiziers zu verhindern95
. Schließlich übernahm die Bürgerwehr mit einem Doppelposten den
Schutz der Kaserne, um den Kommandanten vor Übergriffen zu schützen.

Die Sache des Volkes hat gesiegt

Etwa um halb sechs Uhr Abends erschien die Bürgerwehr - nach Schätzung
Harvengs in seinem späteren Bericht an die Großherzogliche Oberpostdirektion
etwa 100 bis 200 Mann - angeführt von Dr. Küchling und
Gustav Roos vor dem Bahnhof und nahm Aufstellung vor den Soldaten der
Bahnhofswache96. Dr. Küchling hielt an die Soldaten folgende Ansprache:
„Die Sache des Volkes hat gesiegt, ihr Soldaten, werdet ihr mit uns halten
!" - Er wollte - am Ton erkennbar - weiter reden, die Soldaten aber
hoben ihre Gewehre hoch in die Höhe und unterbrachen ihn mit dem anhaltenden
Ruf: „Ja, wir werden es. "

Die darauf folgende Besetzung des Bahnhofs erklärte Küchling anschließend
dem Eisenbahnvorstand Harveng als Aufforderung an ihn und
die Eisenbahnbediensteten, ihren Dienst wie bisher in der Ordnung zu versehen
und sich seinen Anordnungen zu fügen. Die erste Anordnung bestand
darin, bis auf weitere Erlaubniß keine Geldlieferung nach Carlsruhe
abzulassen. Dieser Beschlagnahme der Eisenbahnkasse folgte die der
Hauptzollamtskasse, mit der Emil Durain - begleitet von zwei ebenfalls
bewaffneten Bürgerwehrmännern - vom Zivilkommissär beauftragt wurde.
Sie bestand - wie im Fall der Eisenbahnkasse - in der Aufnahme des Kas-

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