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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 423
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Die Revolution in Lichtenau

Ludwig Uibel

Die Wirtschafts- und Sozialstruktur in den vierziger Jahren

Nach den Angaben Kolbs1 hatte Lichtenau um 1813 960 Einwohner. Die
Bürger waren je zur Hälfte Handwerker bzw. Kleinbauern, wobei die meisten
Handwerker zur Selbstversorgung selbst eine kleine Landwirtschaft
betrieben! Die oben genannte Einwohnerschaft stieg bis 1848 auf 1294
Seelen an2. Das Bevölkerungswachstum lag mit 0,9% über dem Durchschnitt
Südwestdeutschlands (0,7%). Die Ursache lag im Zuzug (es tauchen
ca. 20 neue Namen auf) und in der relativ geringen Säuglingssterblichkeit3
. Der Bevölkerungsdruck hatte ein bedenkliches Maß erreicht. Nur
die Gründung der Bleulerschen Seidenwebereien im Jahre 1828 hatte eine
wirtschaftliche Verelendung Lichtenaus verhindert4. Trotzdem wanderten
in einem Jahrzehnt (1844-1854) annähernd 300 meist junge Personen aus,
die keine Möglichkeit mehr sahen, in Lichtenau ihre Existenz zu fristen5.
Die Realteilung hatte die durchschnittliche Ackerfläche pro Bürger immer
mehr verkleinert. Die Handwerksberufe waren überbesetzt. Während mutige
junge Leute ihrer Tüchtigkeit vertrauten und auswanderten, verglichen
andere ihren Besitzstand mit dem ihrer Mitbürger und beurteilten die Verschiedenheit
als ungerecht. Weil die meisten Leute am Rande des Existenzminimums
lebten und bei schlechten Ernten (1846!) hungern mußten,
entstand ein Klima der politischen Gereiztheit, in dem redegewandte Wortführer
die Blicke auf das überkommene Regime lenkten und in seiner,
wenn nötig gewaltsamen Umwandlung, den einzigen Weg aus der Misere
erblickten. So versprach Amand Goegg in einem Flugblatt vom März
1849: Wenn der demokratische Staat hergestellt wird, so wird das Volk zu
Wohlstand kommen, denn es regiert sich selbst und braucht sich nicht betrügen
und unterdrücken zu lassen.*3

Lichtenau im Revolutionsjahr 1848

Am 24. März 1848 herrschte in Lichtenau große Aufregung. Man befürchtete
einen Rheinübergang bewaffneter deutscher Arbeitergruppen aus dem
Elsaß. Die Bürgerwehr wurde alarmiert und gleichzeitig rückte, von Rastatt
kommend, eine Kompanie Soldaten ein, die auch in Lichtenau Quartier
bezog7.

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