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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 427
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bracht. Es umfaßte alle ledigen Männer von 18 bis 30 Jahren, das waren
insgesamt 56 Mann. Tierarzt Schoch hatte 20 Männer auf seinen Wagen
geladen. Auch Blumenwirt Stengel, der Georg Bleuler mitnahm, und
Friedrich Bertsch fuhren nach Oos. Jeder Bürgerwehrmann erhielt aus der
Gemeindekasse zwei Gulden18. In einem späteren Zeugenbericht (Prozeß
Georg Bleuler) machte Matthias Schoch über die Situation in Oos folgende
Angaben. In Oos habe ich gesehen, daß sich fortmacht, was sich fortmachen
kann, (auch) daß eine große Unordnung ist. Ernüchtert hieß er heimlich
diejenigen, die wieder heim wollten, außerhalb Oos gehen. Dort wolle
er sie wieder mitnehmen. Offenbar hatte M. Schoch schon am ersten Tag
der Revolution den Glauben an ihr Gelingen verloren, obwohl er noch am
28. Mai Volksvereinsvorstand war. Hier liegt auch eine Erklärung dafür,
daß er später nie verhaftet wurde und sein Prozeß mit Freispruch endete19.

Am Tage nach der Oosfahrt (15.5. 49) ließ Bürgermeister Stengel durch
Trommelschlag das 2. Aufgebot, das unter dem Kommando von Hauptmann
Friedrich Lauppe stand, auffordern, nach Rastatt zu ziehen. Er fuhr
selbst bis Stollhofen mit20. Den nach Karlsruhe gefahrenen Lichtenauer
Wehrmännern muß es dort gefallen haben. Am Ende des Monats wurden
sie zurückgerufen. 22 von ihnen erhielten eine Reiseentschädigung von jeweils
einem Gulden 12 Kreuzer21. Die Ausbildung der Bürgerwehr war mit
Eifer betrieben worden. Als „Instruktoren" wurden ehemalige Soldaten
eingesetzt: Jacob Eisenstein, Jacob Hermann, Peter Schindler, Andreas
Wenger und Christian Hochberger. Sie erhielten einen wöchentlichen Lohn
von einem Gulden 30 Kreuzer. Ihre Anführer waren Leutnant (bald Hauptmann
) Gottfried Feßler und Oberfeldwebel Wenger, denen der Trommler
Jacob Schulz beigegeben war. Feßler und Wenger erhielten zwei Gulden
30 Kreuzer Wochensold. Als Ausrüstung bekamen die einfachen Leute eine
Muskete mit Bajonett und Patronentasche, die Unteroffiziere dazu noch
ein Seitengewehr, die Offiziere einen Schleppsäbel. Bei dem Mangel an
Gewehren wurden auch Jagdflinten und Piken als Waffen ausgegeben. Die
Patronentaschen verfertigte Sattlermeister Matthias Zimpfer, die Hüte mit
Kokarde lieferte Hutmacher Wirth in Bühl, den leinenen Drilch zu den Hosen
Tuchmacher Ludwig Lauppe EL Blaue Blusen und Tornister bezog die
Gemeinde aus Straßburg22. Nach mündlicher Überlieferung fand das Exerzieren
im Gelände der Kiesgrube bei der Alsenbrücke statt.

In vielen Gemeinden wurden gleich nach dem 13. Mai 1849 neue Bürgermeister
eingesetzt. In Lichtenau erfolgte das erst am 28. 5. 1849. An diesem
Tage fand im Rathaussaal eine Bürgerversammlung statt, auf welcher
der Volksverein die Absetzung von Bürgermeister Stengel verlangte. Da
der Volksverein mit seinen 120 Mitgliedern drei Viertel der 160 Bürger
umfaßte, konnte der Zivilkommissar Hauß sich diesem Begehren nicht ent-

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