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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 461
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Das Signal zum Handeln gab zweifellos die bereits erwähnte Februarrevolution
des Jahres 1848 in Frankreich. Sie machte sich in Baden zunächst in
Volksversamlungen und Petitionen Luft, wobei es zu diesem Zeitpunkt bei
der Formulierung der sogenannten Märzforderungen noch einmal zum Zusammenwirken
von gemäßigten Demokraten, die z. B. eine konstitutionelle
Monarchie für erstrebenswert hielten, und radikalen Anhängern der Republik
kam.12

Die badische Regierung hielt es schließlich für opportun, den Liberalen
entgegenzukommen. Sinnfällig kam dies in der Berufung liberaler Politiker
, der sogenannten Märzminister, in das badische Kabinett zum Ausdruck
.

In der Stadt Oberkirch war es bereits in den ersten Tagen des März 1848 zu
Unruhen gekommen, die unverkennbar politischer Natur waren.13 In den
Reihen des Bürgertums der Stadt erscholl der Ruf nach Freiheit und nach
der Republik. Am Fastnachtssonntag, der 1848 auf Anfang März fiel, stellten
Oberkircher Bürger eine schwarz-rot-goldene Fahne, das Symbol der
Republik, beim Lokal des Oberkircher Bürgervereins auf.14 Am nächsten
Tag hißte man diese Fahne beim Schrempp'schen Bierhaus, das außerhalb
des Stadtzentrums lag, und am Dienstag nach dem Fastnachtssonntag
brachte man die Fahne wieder zurück zum Lokal des Bürgervereins. Der
schwarz-rot-goldenen Fahne sollen jeweils viele Oberkircher Bürger zusammen
mit dem Bürgermeister und den Stadträten gefolgt sein, wobei die
Teilnehmer des Zuges immer wieder gerufen haben sollen Es lebe die Freiheit
und Es lebe die Republik. Die Bürger der Stadt schmückten sich überdies
mit schwarz-rot-goldenen Kokarden und bekannten sich damit eindeutig
zur Idee der Republik.

Der Bürgerschaft Oberkirchs scheint bald klar geworden zu sein, daß ihr
Verhalten Repressalien von Seiten der badischen Regierung zur Folge haben
könnte. Dies geht unter anderem daraus hervor, daß der Oberkircher
Stadtrat am 7. März 1848 eine Abordnung von Bürgern nach Straßburg
schickte, wo sie im dortigen Zeughaus Waffen kaufen sollte. Dieser Gang
war jedoch erfolglos, da das Straßburger Zeughaus nur auf Anweisung des
badischen Bezirksamts in Oberkirch und nicht auf Weisung des Oberkircher
Stadtrats Waffen herausgeben durfte. Die Oberkircher Schmiedemeister
schmiedeten deshalb in aller Eile gestreckte Sensen, die sie auf dem
Oberkircher Markt zum Kauf anboten.15

Inzwischen war die badische Regierung auf den Plan getreten, denn sie befürchtete
, daß die bedenkliche Stimmung, die in Oberkirch und Umgebung
herrschte, zu größeren Ausschreitungen führen könnte. Sie beauftragte

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