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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 464
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Diese Vorkehrungen waren zweifellos angebracht, denn in der Nacht vom
23. zum 24. April hatten Oberkircher Bürger die Repräsentanten des badischen
Staates in Oberkirch dadurch provoziert, daß sie eine hohe Ministeri-
alverfügung, die am Oberkircher Rathaus öffentlich angeschlagen worden
war, mit Kot bewarfen. Sie begründeten ihr Tun damit, daß diese Verfügung
nur für die Amtmänner, jedoch nicht für das Volk gelte.24

Drei Stunden weilten die etwa 200 Freischärler im Schrempp'schen Bierhaus
, das außerhalb des Stadtkerns von Oberkirch lag. Dann zogen sie in
Richtung Oppenau weiter.

Der von Werner und Habich geführte Freischärlerzug versetzte die Bewohner
des Renchtales in eine derartige Unruhe, daß in einigen Ortschaften sogar
die Sturmglocke geläutet wurde.25

Die Freischärler waren noch nicht weit von Oberkirch entfernt, als sie die
für sie unheilvolle Botschaft von der Niederlage der Freischärler Heckers
bei Freiburg übermittelt bekamen.26 Die Folge davon war, daß sich der Zug
sofort auflöste und jeder versuchte, möglichst schnell und unbeobachtet
nach Hause zu eilen.

Der Oberkircher Advokat Werner floh nach Straßburg, wo er vor den Zugriffen
der großherzoglichen Polizei sicher sein konnte. Vermerkt sei in
diesem Zusammenhang, daß Werner das Scheitern des Heckeraufstandes
mit in seine Rechnung eingeplant hatte, denn er hatte kurze Zeit zuvor sein
ganzes Vermögen durch Scheinverträge an seine nächsten Verwandten
überschrieben. Den Beamten des badischen Staates wurde es somit unmöglich
gemacht, Werners Privatbesitz zu konfiszieren.27

Wie richtig Werner die Lage eingeschätzt hatte, das zeigte sich bereits am
20. April 1849. An diesem Tag waren drei Gendarmen nach Oberkirch gekommen
, um dort Werner wegen seiner Teilnahme an einem revolutionären
Auftritt in Offenburg zu verhaften. Bei dieser Aktion stellte sich
die Bürgerschaft Oberkirchs uneingeschränkt hinter Werner. Zwischen 15
und 20 Bürger besetzten nämlich das Oberkircher Haus Werners in dem
Augenblick, als die drei Gendarmen Werner verhaften wollten. Außerdem
wollten die Anhänger Werners von den drei Gendarmen wissen, was sie
denn hier zu suchen hätten. Der Brigadier Dewerth kam schließlich zu der
Auffassung, daß ein Militärkommando von 200 Mann völlig aufgerieben
würde, sobald es den Advokaten Werner verhaften wolle.28

Werner konnte bald aus seinem französischen Exil zurückkehren, denn
man hatte ihn bei der Wahl zur Paulskirchenversammlung in Frankfurt im

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