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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 466
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Nur wenige Tage sollten vergehen, bis sich den Bürgern Oberkirchs eine
neue Gelegenheit bot, sich in Szene zu setzen, und zwar auf der Acherner
Volksversammlung vom 10. September 1848. Am Morgen dieses Tages
machten sich die Oberkircher Republikaner mit ihrer Fahne auf den Weg
zum Versammlungsort.32

In Achern hörten sie gewichtige Forderungen, wie diejenige nach der Auflösung
der badischen Volks- und Adelskammer und der Einsetzung einer
verfassungsgebenden Versammlung; auch die Anwendung bewaffneter Gewalt
zur Durchsetzung republikanischer Ziele wurde proklamiert; überdies
sollte die politische Arbeit und Agitation in Vereinen, Volksversammlungen
und Petitionen intensiviert werden; aber auch die Forderung nach dem
Sturz der reaktionären Regierung wurde von einigen Rednern erhoben.

Als die Oberkircher Delegation am Abend des 10. September 1848 nach
Oberkirch zurückkehrte, wurde sie mit Hochrufen auf Hecker und die Republik
von der Bevölkerung empfangen. Angeregt durch die Eindrücke, die
sie in Achern sammeln konnten, organisierten die Rückkehrer zusammen
mit den Daheimgebliebenen, unter denen auch die Weibsleute und die
Schulknaben waren, am gleichen Abend einen Marsch durch die Stadt und
vollführten vor der Wohnung des Rechtspraktikanten Beust, vor dem
Amtshaus und nach 22 Uhr vor der Wohnung eines Rechtspolizeiassistenten
eine „Katzenmusik". Außerdem versuchten die Teilnehmer des Protestmarsches
, den inhaftierten Oberkircher Freischärler Georg Stehler zu befreien
.33 Nur mühsam gelang es dem Oberkircher Bürgermeister und dem
Brigadier Dewerth, die fanatisierte Volksmenge zu beruhigen und schließlich
zum Heimgang zu bewegen. Bei seinen Beschwichtigungsversuchen
mußte sich der genannte Brigadier folgende Bemerkung eines Oberkircher
Stadtrates gefallen lassen: Jetzt haben wir einen Volksstaat und keinen Polizeistaat
mehr, in Karlsruhe sogar hat man inmitten der Bajonette einem
Mißliebigen zweimal Katzenmusik gemacht, sohin wird es hier auch geschehen
dürfen?*

Neuen Zündstoff lieferte der Bürgerschaft Oberkirchs der Struveputsch
vom September 1848. Struve und seine Anhänger wollten eine allgemeine
Massenerhebung ins Leben rufen, nachdem sie in der verfassungsgebenden
Nationalversammlung in Frankfurt ihren Zielen nicht zum Durchbruch verhelfen
konnten. Struves Ausgangspunkt war die Schweiz, von der aus er
am 21. September 1848 den bewaffneten Aufstand nach Deutschland hineintrug
. Am selben Tag rief er vom Rathaus in Lörrach die Republik aus.
Das Symbol ihrer Bewegung war die rote Binde, die übrigens auch in
Oberkirch von den Mitgliedern des demokratischen Vereins getragen wurde
. Struve ereilte jedoch bald dasselbe Schicksal wie vor ihm Hecker: Am

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