http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1998/0476
Abb. 1: Oppenauer Altstadt beim oberen Tor
nen Eingang in ein Geschichtsbuch gefunden haben, kann nicht nur darauf
zurückgeführt werden, daß wichtige Archivalien, vor allem aus dem Generallandesarchiv
, bisher übersehen wurden. Vielmehr offenbart sich darin
ein kollektiver Erinnerungsverlust4, der durch den Fortgang der deutschen
Geschichte selbst bewirkt wurde. Auch und gerade im lokalen Bereich bewahrheitete
sich der Satz: „Die öffentliche Erinnerung ist auch ein Instrument
zur Legitimierung von Herrschaft"5. Geschichte wurde mithin von
den Siegern geschrieben; in der deutschen Geschichte dominierte der
Machtstaat über die freiheitliche Tradition. Die verlorene Revolution und
nicht zuletzt die Tatsache, daß die politische Führung des Städtchens in die
Nähe von verbrecherischen „Hochverrätern" gerückt wurde, löste Scham
aus und erklärt das kollektive Vergessen.
Überbevölkerung, Pauperismus, wirtschaftliche Perspektivenlosigkeit
Schon Oberamtmann Pfister hatte in der oben zitierten Stellungnahme die
Anteilnahme an der Revolution auf soziale Ursachen zurückgeführt. Op-
penau und seine Bewohner machten einen ärmlichen Eindruck6, wurde
1884 anläßlich einer Ortsbereisung festgestellt. Die Lage der Stadt hatte
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