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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 480
(PDF, 141 MB)
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Bürgerverein, Blumfeier, Sturmpetitionen.

Das Oppenauer Revolutionsgeschehen bis zum Mai 1849

Während die Oppenauer Geschehnisse in den Monaten Mai und Juni 1849
durch die Untersuchungsakten gegen Bürgermeister Andre und die Gemeinderäte
sich plastisch nachvollziehen lassen, sind die Quellen für die
Zeit davor eher dürftig. Anfang März haben Oppenauer Bürger wie in vielen
badischen Gemeinden wahrscheinlich eine Petition an Regierung und
Kammern verfaßt. Nahe legt dies die Aussage des Bürgermeisters Andre:
Danach hätten Oppenauer Bürger mehrere Petitionen gegen meinen und
der Großherzoglichen Regierung Willen (sie!) verfaßt. Er habe jedoch diese
im Geheimen unterschlagen und verursacht, daß solche niemals an
ihren Bestimmungsort gelangt sind2**.

Für die politische Bewußtseinsbildung der Oppenauer spielte der Besuch
von Volksversammlungen eine nicht zu unterschätzende Rolle. Am 19.
März 1848 fand in Offenburg eine von rund 10000 Männern besuchte
Volksversammlung statt29, bei der es um die Frage ging, ob die Republik in
Baden ausgerufen werden sollte. Von Oberkirch aus zogen in der Morgenfrühe
130 Mann nach Offenburg, die größtenteils mit Gewehren bewaffnet
waren, wobei 20 Mann auch mit gestreckten Sensen ausrückten. Sie trafen
gegen 21 Uhr unter lautem Jubel in Oberkirch ein und riefen: Es lebe die
Freiheit, es lebe die Republik!10 In welchem Umfang sich darunter auch
Oppenauer befanden, läßt sich nicht feststellen. Daß Oppenauer Bürger
aber durchaus an den Geschehnissen in Offenburg am 18./19. April 1848
beteiligt waren, ist belegbar. Nach Beginn des Heckeraufstandes versuchten
150 junge Leute den Offenburger Bahnhof zu besetzen, um die Nutzung
der Bahnlinie durch Bundestruppen zu verhindern. Die meisten von
ihnen, darunter die Oppenauer Braun und Huber31, flohen nach Straßburg.

Beträchtliche Aufregung löste der sogenannte „blinde Franzosenlärm" aus.
Dem Offenburger Brigadier Wirth war am Abend des 23. März 1848 durch
zwei Reiter aus Hofweier gemeldet worden, daß eine große Anzahl von
mehreren tausend Personen oberhalb des Rheins herübergedrungen sind
und schon in Friesenheim rauben und stehlen1'2. In Achern wurde dem
Bürgermeister um V4 4 Uhr am Morgen des 24. März durch einen Eilboten
die Nachricht überbracht, daß ein Teil des Gesindels ca. 4000 aus Frankreich
sich in der Nähe von Offenburg befinden und daselbst auf dem Raube
begriffen seien. Die Alarmmeldung traf um vier Uhr in Rheinbischofsheim
ein. Dort war von einer große Zahl arbeitsloser Leute aus Frankreich die
Rede, die plündern wollten33. Am Morgen hatte das Gerücht auch schon
Freudenstadt und Baiersbronn erreicht. Dort hieß es, Offenburg liege in
Asche und Schiltach stehe in Flammen. Die Bewohner eilten mit Geweh-

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