Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 486
(PDF, 141 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1998/0486
Jahren, die das erste Aufgebot bildeten, sollten sofort mobilisiert werden.
Zugleich wurde mit der Absetzung all derjenigen Gemeindebehörden gedroht
, die die Bewaffnung der Bürger nicht unverzüglich anordneten61.

Die Zeugenaussage des Oppenauer Ratschreibers spiegelt die Dramatik der
Entscheidungssituation: £5 war eine allgemeine Aufregung und es wurde
mir ein gedrucktes Blatt hingelegt, die Offenburger Beschlüsse enthaltend,
und mir gesagt, daß ich darnach Anschreiben an die übrigen Kirchspielgemeinden
über den Zuzug der Waffenpflichtigen Mannschaft zu machen habe
. Ich habe das gedruckte Blatt gesehen und gleich gesagt, es sei weder
eine höhere noch eine amtliche Aufforderung und ich könne danach kein
Anschreiben machen. Bürgermeister Andre stimmte mir gleich zu. Da wurden
er und ich von einem allgemeinen Geschrei überrumpelt, es wurde von
vielen Stimmen geschrien, jetzt sei der Zeitpunkt, jetzt müsse die Sache
ausgeführt werden, jetzt sei es angefangen und jetzt habe man etwas erreicht
. Es hieß dann weiter, der Ratschreiber habe sich um das nicht zu
kümmern, er sei nur Untergeordneter und müsse das tun, was man wolle62.
Bürgermeister Andre gab dem Druck nach und versuchte, das Schreiben zu
diktieren: Der Bürgermeister hat die Schreiben nicht selbständig diktiert,
sondern es hat jeder der Anwesenden oder wenigstens viele von den Anwesenden
hineingesprochen, bis sie zustande kamen63.

Dem Ratsdiener Decker und dem Polizeidiener wurde aufgetragen, die
Mannschaft in Oppenau in der Frühe aufzubieten64. Die Gemeinderäte
wurden mit den Schreiben an die Talgemeinden ausgeschickt. Nachts um
zwei Uhr übergab der Oppenauer Gemeinderat Josef Hodapp dem Maisa-
cher Bürgermeister Anton Huber das Schreiben. Nicht gering war der
Schrecken des Lierbacher Bürgermeisters Jakob Schweiger, als Gemeinderat
Butsch mit drei Bewaffneten, dem Metzger Bohnert, dem Bierwirt Raimund
Hodapp und dem Kreuzmacher Steini vor der Haustür stand und ihm
das Oppenauer Schreiben aushändigte65. Der Gemeinderat Walter hatte es
übernommen, den Ibacher Bürgermeister Anton Erdrich zu informieren.
Für den revolutionären Nachdruck sorgten ausgerechnet die beiden Söhne
des Bürgermeisters Andre, indem sie gegen den Willen des Vaters mit
Schleppsäbel und Prügel sich als personifizierte Revolutionsgewalt aufspielten66
. Die Ramsbacher waren nicht benachrichtigt worden, weil man
in Oppenau davon ausgehen konnte, daß Bürgermeister Rosenfelder selbst
die Offenburger Volksversammlung besucht hatte.

In der Morgenfrühe des 14. Mai gegen V2 4 Uhr begannen zwei Tambours
in den Oppenauer Straßen die Trommeln zu rühren. Gegen V2 8 Uhr wurde
der Akzisor Fidel Dürr vom Ratsdiener zum Bürgermeister gebeten, in dessen
Wohnzimmer sämtliche Gemeinderäte versammelt waren. Dürr wurde

486


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1998/0486