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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 535
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tionären Herrschaft dem Interesse der Empörer zu dienen gesucht.*4 Carl
Rosenlecher geriet aufgrund seiner Teilnahme an der Praktikantenversammlung
mit einiger Verzögerung ebenfalls in das Visier der Behörden.
Harweng hatte daran seinerzeit nichts Verwerfliches finden können, da ihm
der Praktikant bereits am nächsten Morgen das Vorgefallene geschildert
und mißbilligt habe.85 Die ein knappes Jahr später abgeschlossene dienstpolizeiliche
Untersuchung des Karlsruher Treffens kam jedoch zu einem
anderen Ergebnis. Alle namhaft gemachten Teilnehmer erhielten einen
nachdrücklichen Verweis. Bei Rosenlecher wurde zudem moniert, daß er
sich bei den angestellten Verhören wenig auskunftsfreudig gezeigt hatte:
Dabei ist demselben noch zu bemerken, wie man die Oberflächlichkeit und
Unvollständigkeit der auf die an ihn gerichteten Fragen gegebenen Beantwortung
in der vorliegenden Untersuchung sehr mißfällig wahrgenommen
habe und ihm ein in dieser Beziehung angemesseneres Benehmen für die
Zukunft ernstlich anempfehlen müsse.*6 Sowohl Lichtenauer als auch Rosenlecher
blieben im Staatsdienst, machten aber keine bemerkenswerten
Karrieresprünge mehr. Was aus dem vom Dienst suspendierten und gerichtlich
verfolgten87 Kanzleigehilfen Mayer wurde, läßt sich dagegen
nicht ergründen. Über das Verhalten August Wilhelms in Appenweier, der
ja immerhin von sich aus revolutionäre Gremien mit bahnpolizeilichen
Aufgaben betraut hatte, schrieb Harweng in seinem Bericht vom 15. August
pauschal: Er hat sich lobenswerth getreu gegen die rechtmäßige Regierung
bewährt und sein Dienst am Bahnvereinigungspunkt Appenweier
war zu dieser Zeit ein sehr mühsamer.** Auch Wilhelm erhielt daraufhin
von höchster Stelle eine offizielle Anerkennung.

Unter den insgesamt zehn Materialverwaltern, von denen drei (unter ihnen
Helbing) Belobigungen einstrichen, war Joseph Kälber der einzige namhaft
gemachte Revolutionär. Er hatte sich ja bereits 1848 in Offenburg als
Anhänger der Fortschrittspartei betätigt und galt daher als Wühler.*9 Der
Ablauf des gegen ihn eingeleiteten Verfahrens wird im nächsten Abschnitt
referiert. Bei den badischen Werkmeistern und Werkführern standen zwei
Entlassungen vier Auszeichnungen gegenüber. Die Ortenauer gehörten beide
zur letzteren Kategorie, wobei Groß mit der goldenen Zivilverdienstmedaille
die höchste überhaupt vergebene Auszeichnung erhielt. Postdirektor
Reizenstein schrieb im Dezember über diesen Musterbeamten an das Ministerium
: Werkführer Joseph Gross in Kehl, seit 1844 in dieser Eigenschaft
angestellt und als sehr tüchtiger Bediensteter schon längst erprobt, hat
sich während der diesjährigen Revolution durch seine entschiedene Abneigung
gegen dieselbe und treue Anhänglichkeit an die rechtmäßige Regierung
ausgezeichnet. Seine Stellung war um so schwieriger, als mehrere Bedienstete
in Kehl sich als ebenso entschiedene Anhänger der Revolution
hervorgethan haben und bei solcher Umgebung wirklicher Muth und Fest-

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