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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 550
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gar, daß gegen ihn in politischer und moralischer Hinsicht keine Klagen
vorzubringen seien.15 In eben dieser Straßburger Zeit hat Büchner als Sozialrevolutionär
seine politischen Einsichten abschließend und nachwirkend
in dichterische Form umgesetzt und im „Woyzeck" den Riß sichtbar gemacht
zwischen der wohlhabenden, gebildeten Minorität und der großen
Klasse auf der anderen Seite.

Heinrich Heine hatte sich Frankreich zum Aufenthalt gewählt. Am 1. Mai
1831 rollte seine Postkutsche über die Kehler Schiffbrücke. Aus dem Fenster
warf er seine Visitenkarte in den Rhein. Den alten Flußgott, den Vater
Rhein, sah ich nicht, er saß, wie man mir sagte, in der Tiefe. ... Den Straßburger
Münster sah ich nur von fern; er wackelte mit dem Kopfe, wie der
alte getreue Eckart, wenn er einen jungen Fant erblickt, der nach dem Venusberge
zieht.16 Einen konkreten Anlaß gab es für ihn nicht, im „Salon"
von 1833 gesteht er, ich ging, ohne zu wissen warum; ich ging, weil ich
mußte. Am 19. Mai traf er in Paris ein.

Im Sommer des gleichen Jahres begegnete er auf dem Weg zur normannischen
Küste wahren Exilanten in ihrem Unglück, schwäbischen Auswanderern
nach Algerien. Er bemerkt, daß und wie den Fremden geholfen
wird, daß die Franzosen aber nicht begreifen, warum sie ihr Vaterland verlassen
. Denn wenn den Franzosen die landesherrliche Plackereien so ganz
unerträglich werden ... dann kommt ihnen doch nie in den Sinn die Flucht
zu ergreifen, sondern ... sie werfen sie zum Lande hinaus und bleiben hübsch
selber im Lande, mit einem Wort, sie fangen eine Revolution an.17

Heine teilt dies Gespräch den Deutschen als Vermittler mit. Das Bild des
Vermittlers zwischen beiden Völkern ist noch lebendig in Frankreich, so
zeichnete es „Le Monde" zum 200. Geburtstag am 12. Dezember 1997.
Als Korrespondent der Augsburger Allgemeinen Zeitung verfolgte er den
politischen Wandel in Frankreich in der Hoffnung zwischen Völkern, die
eine freie Presse besitzen, Mißverständnisse abbauen zu können.18 Seine
Beiträge ließ er in Deutschland unter dem Buchtitel „Französische Zustände
" erscheinen. Den Franzosen andererseits lieferte er ein aktuelles Bild
seines Heimatlandes in „De l'Allemagne", damit bewußt den Titel der Madame
de Stael aufgreifend, die ein anderes Bild gezeichnet hatte. Diese
Schilderung deutscher Zustände nahm der deutsche Bundestag zum Anlaß,
daß im Dezember 1835 seine ganze Schriftstellerei mit dem Verdikt belegt
wurde.19

Schon 1837 warnte Heine die Deutschen vor Franzosenhassern und
falschem deutschen Patriotismus. Frankreich ist unser natürlicher Bundesgenosse
. Wer dies nicht einsieht, ist ein Dummkopf; wer Dieses einsieht

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