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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 552
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Die Flüchtlinge wurden mindestens 20 Meilen von der Grenze entfernt untergebracht
und hatten sich regelmäßig zu melden, wenn sie unterstützt
werden wollten. Die Unterstützung verschmähte, wer sich die Unabhängigkeit
bewahren wollte. Wurde die Bewegungsfreiheit dennoch genommen,
dann zogen sie den Aufenthalt in der Schweiz vor. Außenpolitische Rücksichten
hatten Vorrang, innenpolitische nicht, und es wurde festgestellt:
Die Deutschen sind wenig geneigt, Verwirrung und Zwietracht in fremde
Länder zu tragen.27

Georg Herwegh stellte sich an die Spitze einer deutschen Legion, die er in
Paris aus Deutschen, aber auch Polen und Abenteurern aus anderen Ländern
gebildet hatte. In Straßburg und Achern wurde Anfang April 1848 für
ihre Ziele geworben, Herwegh verkündete von Straßburg aus ihre friedliche
Mission, ihre Hilfspläne für Baden oder auch Schleswig oder Polen.28
Am 21./22. April 1848 zog er mit nur 600 Mann über den Rhein, die in
Südbaden von württembergischen Truppen zerstreut wurden und sich teilweise
in Straßburg wieder sammelten.

Dort gründeten im April Gustav von Struve und Karl Heinzen mit Friedrich
Hecker den Zentralausschuß der deutschen Flüchtlinge im Gasthof
Rebstock, dem Quartier der deutschen Emigranten. Er sollte die Kräfte
sammeln, werben und aufklären. Seine Aktionsziele gab er in einem Manifest
vom 29. April 1848 bekannt, innere Meinungsverschiedenheiten aber
verhinderten den Erfolg.29

Der Göttinger Jurist Hermann von Rauschenplatt hatte den Sturm auf die
Hauptwache in Frankfurt 1833 geleitet. Als Emigrant in Straßburg war
er schon einmal bei einem Spaziergang in Kehl, aber irrtümlich verhaftet
worden. Später, 1848, hatte sich die Meinung der übrigen Flüchtlinge gegen
ihn gekehrt, als Tyrannendiener und Typ des revolutionären Philisters
aus der Hambacher Zeit war er verrufen, und man schloß ihn 1848 als
Monarchisten aus dem Zentralausschuß aus. Die Behörden brachten ihn in
der Zitadelle unter zum Schutz vor seinen Gegnern, die ihm an der Straße
nach Kehl auflauerten. Nach eintägiger Haft schaffte ihn eine Gendarmerieeskorte
über die Rheinbrücke.30 Auch Mitglieder des Ausschusses kamen
in Konflikt mit den Behörden. Bevor er seinen Sitz nach Chalons
verlegte, dankte der Ausschuß für ihre Unterstützung den biedern Bewohnern
des Elsasses, welche die deutschen Republikaner so gastfreundlich
aufgenommen. Dies bezeichnete allerdings ein Korrespondent der „Deutschen
Zeitung" als große Lüge - dem Hunger habe man abgeholfen, von
Sympathie aber für die Flüchtlinge im allgemeinen könne keine Rede
sein.31

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