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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 612
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Ob Karoline zu Beginn des Jahres 1843, nach Ablauf ihres mühsam erstrit-
tenen Heimatscheins, wieder nach Kenzingen zurückgekehrt ist, wissen
wir nicht. Ein Aktenvermerk des Kenzinger Bezirksamtes vom 20. Februar
1844 deutet darauf hin, daß sie erst ein Jahr später, Anfang 1844, aus Rastatt
ausgewiesen und nach Kenzingen „überliefert" wurde.23 Danach gibt
es keinen Hinweis auf die Ausstellung eines neuen Heimatscheins. Es
spricht einiges dafür, daß Karoline 1844 gezwungen war, in Kenzingen zu
bleiben. Einen neuen Heimatschein hat sie wohl erst gar nicht beantragt.
Die Akte „Reisepapiere Beiger" schließt im Jahre 1844.

Fünf Jahre später, am 15. März 1849, heiratete die 27jährige den gleichaltrigen
Bäcker Benjamin Enghauser. Ihr Ehemann stammte aus einer Kenzinger
Schuhmacherfamilie.24 Nur wenige Wochen nach ihrer Eheschließung
, Mitte Mai, überschlugen sich in Baden die Ereignisse. In Offenburg
hatte am 12./13. Mai die große Landesversammlung der Volksvereine
stattgefunden. Der Großherzog war aus Karlsruhe geflohen, und revolutionäre
Kräfte hatten die Regierung übernommen. Auch in Kenzingen
hatten sich die Machtverhältnisse geändert. Ein junger Volksvereinsmann
war jetzt Bürgermeister, und eine Bürgerwehr war aufgestellt worden.

Nicht alle Kenzinger durften diese Entwicklung begrüßt haben. Für Karoline
, die genügend schlechte Erfahrungen mit den städtischen Behörden und
der Staatsmacht gesammelt hatte, könnte es eine Art Befreiung gewesen
sein. Auch Benjamin Enghauser gehörte wahrscheinlich zu den Sympathisanten
der neuen Regierung. Sein Bruder Wilhelm hatte schon bei den
Osterkämpfen 1848 in Freiburg für die revolutionäre Sache gestritten.25
Nach deren Niederschlagung war er in die Staaten geflohen, seine Frau mit
mehreren kleinen Kindern zurücklassend.

Benjamin Enghauser gehörte als verheirateter Mann nicht zum ersten Aufgebot
der Bürgerwehr. Über seinen jüngeren Bruder Carl, der Bürgerwehrmann
war, dürften die Enghausers jedoch über den Verlauf der Kämpfe informiert
gewesen sein. Anfang Juli 1849 war die Lage bereits aussichtslos.
Viele Angehörige des 1. Aufgebotes und der Freischaren hatten sich zerstreut
und befanden sich auf der Flucht. Am 2. Juli rückten die Preußen in
Offenburg ein. Der oberkommandierende General Miroslawsky hatte sein
Kommando niedergelegt und war geflohen. Nur noch die Festung Rastatt
hielt der Belagerung stand. War es eine Fehleinschätzung der Lage, war es
ein letztes verzweifeltes Aufbäumen oder war es vielleicht wirklich der Alkohol
, der die Enghausers zu ihrer Aktion in Wagenstadt getrieben hatte?

Es könnte eine Mischung aus all dem gewesen sein. Kein Zufall ist, daß
Carl Enghauser seine Bürgerwehrausrüstung samt Gewehr mit sich führte,

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