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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 624
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Schuljahre, wo auf dem Weg zur Schule wir von den Kindern des gemeinen
Volkes mit Steinen beworfen wurden. „Druff, s'sin Jude", hieß es.40 „Druff,
Druff, s'sin Jude" war nach dem „Offenburger Wochenblatt" der übliche
Kampfruf, wenn eine Meute sich anschickte einen Juden zu mißhandeln.41
Die weit verbreitete Judenfeindschaft wird durch den jüdischen Nonnen-
weierer Lehrer Iwan Meyer in der 1927 erschienenen Chronik seiner Gemeinde
bestätigt „Das Verhältnis zwischen Juden und Christen war mitunter
ein recht gespanntes. In den vierziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts
scheinen Belästigungen der Juden durch christliche Ortsbürger in
Form von mutwilligen Sachbeschädigungen geraume Zeit an der Tagesordnung
gewesen zu sein".42

Nonnenweier 1846

Meyer spielt hier vor allem auf Vorfälle im Jahr 1846 an.43 Unbekannte
hatten Anfang Januar dieses Jahres die Fenster der Nonnenweierer Juden
eingeworfen und Zäune niedergetreten. Selbst die Synagoge war das Ziel
von Angriffen. Der Nonnenweierer Synagogenrat beschwerte sich beim
Lahrer Oberamt. In seiner Stellungnahme schob der Nonnenweierer Bürgermeister
die Schuld für den Tumult den Juden zu: Man kann mit aller
Gewißheit sagen, daß die Israeliten mehr Feinde in den anliegenden Orten
haben als in unserem Ort, denn durch ihren Schacherhandel ziehen sie sich
derartige Fälle zu... Sie machen überall großes Aufsehen und wenn man
sich der Sache überzeugt, so ist es nichts als ein großer Lärm, welcher ihr
Gebrüll auf der Gasse und zu den Fenstern heraus verursacht, als wären
Mord und Brand im Ort... Und so verschreien sie das Dorf in den umliegenden
Orten, sodaß man glauben kann, die größte Liederlichkeit herrsche
hier. Das Oberamt gab sich mit der Antwort des Bürgermeisters nicht zufrieden
: Es läßt sich nicht verkennen, daß in letzter Zeit außergewöhnliche
Polizeifrevel vorkamen, und wenn auch die leicht verzeihliche Angst der Israeliten
dieselben vergrößert haben sollte, so ist es doch angemessen, einem
Unfug gleich von vorneherein zu begegnen, der leider manchmal als
ein entschuldbarer Muthwillen betrachtet, bei dem geringsten Widerstand
zu bedenklicher Unordnung führen kann. Es wird daher dem Bürgermeisteramt
angelegen sein, die angezeigten Frevel strenge zu untersuchen und
durch geeignetes Einschreiten allen Ruhestörungen und Beleidigungen der
israelitischen Gemeinde zuvorzukommen oder doch wenigsten den etwaigen
Thätern auf die Spur zu kommen suchen.

Die Ermahnungen des Oberamtes zeigten wenig Wirkung, erneut kam es
im Juni 1846 zu Übergriffen in Nonnenweier. Wieder wurden die Scheiben
der Synagoge zertrümmert und Steine in die Wohnzimmer jüdischer Woh-

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