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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 625
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nungen geschleudert. Dieses Mal ließ es das Oberamt nicht bei Ermahnungen
bewenden. Es warf der Gemeinde Nonnenweier vor, daß nicht persönliche
Gemeinheiten Einzelner derlei Frevel hervorgerufen haben, sondern
daß eine allgemeine feindliche Stimmung der christlichen Einwohner von
Nonnenweier gegen die dortigen Israeliten die Ursache dieser traurigen
Erscheinungen ist. Die den Juden entstandenen Schäden mußten aus der
Gemeindekasse bezahlt werden; nach Ansicht des Oberamtes handelten
die Täter im Einverständnis mit der Gesamtheit der Nonnenweierer Christen
. Auch die gegen die Juden vorgebrachten Beschuldigungen sah es als
vorgeschoben, denn es ginge bei den Ausschreitungen in Wahrheit nur um
die einzig denkbare Ursache, nemlich die Befürchtung, daß die Israeliten
zum Mitgenuß der Bürgernutzungen gelangen könnten.

Das Oberamt spielte auf den am 15. Dezember 1845 vom Abgeordneten
Zittel in der EL Kammer eingebrachten Antrag auf uneingeschränkte Religionsfreiheit
aller badischen Staatsbürger an.44 Offensichtlich hatte die dadurch
angestoßene Kammerdiskussion die Ängste der christlichen Bevölkerung
um ihren Allmendanteil ausgelöst. In Mannheim tauchten Plakate
auf, die einen am Galgen hängenden Menschen, ein Richtbeil und die Inschrift
10 Uhr Abends - Hepp! Hepp! zeigten. Zu gewalthaftem Vorgehen
gegen Juden ist es jedoch bis auf Nonnenweier nirgends in Baden gekommen
. Letztlich wurde die rechtliche Stellung der Juden auf der Gemeindeebene
von den Parlamentsentscheidungen des Jahres 1846 überhaupt nicht
berührt. Dies versuchte das Lahrer Oberamt auch den Nonnenweierer
Christen klarzumachen, indem es darauf hinwies, daß sich eigentlich nichts
für die Juden geändert habe und daß deren Verhältnisse weiterhin ganz so
wie sie früher waren, auch forthin geblieben sind.

Ein drittes Mal sollte es zu Ausschreitungen gegen die Nonnenweierer Juden
kommen, als die Mehrheit der Abgeordneten der EL Kammer am 21.
August 1846 mit 35 gegen 18 Stimmen beschlossen, die sämtlichen, die
bürgerliche Gleichstellung der Juden mit den Christen bezweckende Petitionen
dem großh. Staatsministerium mit Empfehlungen zu überweisend

Das Jahr 1848 - Freiheit, Gleichheit, - aber d'Jude min umbracht si

Die Erinnerung an die Vorfälle des Jahres 1846 werden den badischen Juden
noch gegenwärtig gewesen sein, als der radikale Abgeordnete Lorenz
Brentano am 14. Februar 1848 die Emanzipationsfrage wieder auf die Tagesordnung
brachte. In einem Antrag in der EL Kammer forderte er die ungesäumte
Einräumung des Vollgenusses aller bürgerlichen und politischen
Rechte an die Israeliten. Die 12 vorgetragenen Revolutionsforderungen,

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