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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 677
(PDF, 141 MB)
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hatte, blieb er als Vorkämpfer der Republik im Gedächtnis der Zeitgenossen
und der Nachwelt.

Nach der Niederlage im Sommer 1849 brachten sich viele der Revolutionäre
in der Schweiz in Sicherheit. In ihren Kreisen entstanden Gedichte
und Lieder, in denen vor allem die letzte Phase der Revolution, die eigentliche
„Badische Revolution", vom Beginn der Reichsverfassungs-Kampa-
gne im Mai 1849 bis zur Kapitulation der Festung Rastatt und der Rückkehr
des Großherzogs nach Karlsruhe, ihren literarischen Niederschlag
fand. In einer in Bern erschienenen Sammlung von gereimten Szenen und
einzelnen Gedichten mit dem Titel Die wandernde Barrikade16 findet sich
das Gedicht Gustav Struve (Nr. 12). Bei Lektüre des ersten Verses erkennt
man, daß der Dichter sich am Vorbild des Heckerliedes Hecker hoch! orientiert
; er ahmt den Vers- und Strophenbau nach und übernimmt Wörter
und Wendungen und formuliert Verszeilen ähnlich:

Hecker: Und wenn dein blaues Auge bricht"
Struve: Und die Augen, deine hellen
Hecker: Bist du gleich in fernem Lande

Struve: Struve auf der fremden Erde/Mußt du irren wiederum,
Hecker: An dem ganzen deutschen Rhein
Struve In dem ganzen deutschen Reich.

Schließlich ist die Tendenz die gleiche. Das Struvelied unterscheidet sich
von dem Vorbild durch das Eingehen auf Einzelheiten des Geschehens: die
Gefangenschaft Struves seit dem Herbst 1848 (Str. 1), seine Befreiung aus
dem Gefängnis (Str. 2), das Wiedersehen mit seiner Frau (Str. 3), Struves
Verhältnis zu Lorenz Brentano, der seit dem Mai 1849 die provisorische
Regierung leitete (Str. 4-6), das neuerliche Exil (Str. 9).

Der Leser erkennt, daß der Dichter Struve nahesteht, daß er dessen Versuche
, in Baden politischen Einfluß zu gewinnen, begrüßt und das Scheitern
Struves bedauert. Die Schicksale Struves vor der Gefangenschaft, also seine
Tätigkeit vor dem Ausbruch der Revolution, den mit Hecker zusammen
geführten Kampf um die Republik, den Putsch vom Herbst 1848, erwähnt
der Verfasser nicht. Es handelt sich bei dem Text um ein Gelegenheitsgedicht
, das Ansichten und Hoffnungen der in die Schweiz geflohenen radikalen
Revolutionäre im Herbst 1849 ausdrückt. Gustav Struve erscheint als
Verlierer wie seine tapferen Gefährten (Str. 9). Am Ende des Gedichts beschwört
der Dichter Struve als einen durch Niederlagen nicht zu entmutigenden
Kämpfer:

Und du bleibest immerfort /Deutscher Freiheit Schild und Hort. (Str. 10)

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