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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 680
(PDF, 141 MB)
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Offenburg sei der Grundstein gelegt worden Zu der Freiheit hehrem
Tempel, . . . (Str. 12).

In den folgenden Strophen 13 bis 21 ist der Stil prosaischer; der Verfasser
wendet sich dem zu, was er aus eigener Anschauung kennt, den Verhältnissen
in Baden. Das Land habe sich losgesagt (...) von dem Schutz der Polizei
, / Der Beamten schwerem Drucke, von der ganzen Michelei. (Str. 13)

Mit dem Ausdruck „Michelei" umschreibt er den gesellschaftlichen Zustand
, in dem „der deutsche Michel" von der Obrigkeit bedrückt wurde
und sich nicht wehrte. ,MicheP hat hier eine ähnliche Bedeutung wie
,Spießbürger'. Auf den grundlegenden Akt der Befreiung sollen weitere
Schritte folgen: ein deutsches Parlament (Str. 14), die Wahl der Beamten
(Str. 15), Glaubensfreiheit ohne geistliche Gewalt und Bevormundung
durch die Pfaffheit (Str. 16), Gleichheit in der Besteuerung, Volksbewaffnung
, freie Vereine und ein allgemeiner Bund, der des Volkes festen Willen
nach innen und nach außen kundtun soll (Str. 19). In den beiden letzten
Strophen lobt der Autor die Offenburger Versammlung, die so vorbildlich
gewesen sei, daß die Muse Clio den Tag von Offenburg ins Buch der Geschichte
eingeschrieben habe. Der Verfasser ist bemüht, die metaphernreiche
Beschreibung des Zustandes vor 17 Jahren und der darauf folgenden
Unterdrückung im ersten und die aufgelisteten Forderungen der Volksversammlung
im zweiten Teil seines langen Gedichts zu einer Einheit zu
zwingen, was ihm nicht so ganz gelingt.

Spricht aus den Gedichten zum 19. März 1848 der Überschwang der Begeisterung
in der Frühphase der Revolution, so lassen die Gedichte aus
dem Winter 1848/49 erkennen, daß die in die Revolution gesetzten Erwartungen
enttäuscht worden sind.

Georg Herwegh hatte im Frühjahr 1848 den badischen Republikanern zu
Hilfe kommen wollen. Nach der Niederlage der Deutschen Legion, die er
begleitete, ging er wieder ins Schweizer Exil und beobachtete von dort aus
die Entwicklung in Deutschland. Im Gegensatz zu der Mehrheit der deutschen
Politiker mißbilligte er die langsame Arbeit der Nationalversammlung
in Frankfurt. Über das Parlament und dessen prominente Abgeordnete
Bassermann, Welcker, Gagern spricht er in seinem Gedicht Das Reden
nimmt kein End (Nr. 13) mit Spott und Verachtung. Sein Urteil faßt er im
Refrain zu den Strophen 1 bis 5 zusammen:

Im Paria - Paria - Parlament / Das Reden nimmt kein End.

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