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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 681
(PDF, 141 MB)
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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Dabei suggeriert er mit den Wiederholungen von Paria - in den vorletzten
Verszeilen, das Reden sei inhaltsleer und müßig. In der letzten Strophe
zieht er die Folgerung O' Volk mach ihm ein End! Mit den Versen In
Frankfurt an dem Main - /Ist alles Trug und Schein. (Str. 5, Verse 1 und 2)
sucht er den Anschein zu erwecken, als ob das Parlament einzig und allein
das Ziel habe, die Fürstenherrschaft zu erhalten. Mit der Entgegensetzung
von „Parlament", das er ablehnt, und Republik, die er erstrebt (in Str. 2),
erweckt er den Eindruck, eine Republik komme ohne Parlament aus, eine
fragwürdige Annahme, die den Gegnern der parlamentarischen Demokratie
weit über den unmittelbaren Anlaß des Gedichts hinaus ein willkommenes
Argument geliefert hat.

Das einzige Gedicht in alemannischer Mundart Ein Lied für teutsche Bauern
(Nr. 14) bezieht sich ebenfalls auf die Tätigkeit der Nationalversammlung
in Frankfurt. Es beginnt wie ein Trinklied, das in geselliger Runde
fröhlicher Menschen gesungen wird. Dieser Eindruck aber wird durch den
Refrain gestört:

Die Deutschen wollen betrogen sein, / also sollen sie betrogen werden.

Auch die 2. Strophe beginnt scheinbar harmlos; sie handelt von denen in
Frankfurt, die auf der Rechten sitzen, dem Teil der Nationalversammlung
also, der bereit ist, sich mit den Fürsten zu arrangieren. Die Abgeordneten
kämpften schon monatelang für unsere Freiheit. Dem widerspricht der Refrain
: auch das sei Betrug. Die Grundrechte seien veröffentlicht worden
[das geschah Ende Dezember 1848]; der Dichter unterstellt seinen Sängern
die Erwartung, daß nun das Glück näher rücke und bald gebratene Tauben
in die Münder fliegen würden (Str. 3). Alles was fehle, werde sich einstellen
, wenn erst ein Kaiser gewählt, eine Flotte gebaut sei. Es wird besser,
man gönnt uns jetzt den Rogen, das Wertvollste, das Vorzüglichste (Str.
4).22 Die Steuern seien schon geringer, die Schulden verschwinden, die
deutsche Einheit sei in jedem Haus zu finden.

,Wir\ die Sänger des Liedes, seien von alledem überzeugt, sie lassen sich
den Glauben nicht nehmen; deshalb regen sie sich nicht und leisten keinen
Widerstand, auch wenn sie am Narrenseil gezogen werden, wenn sie, d. h.
die Politiker, die Abgeordneten, die Presse sie zum Narren halten (Str. 6).
Der in jeder Strophe wiederkehrende Refrain läßt alle positiven Feststellungen
, die in den Strophen 2 bis 6 gemacht werden, als ironische Aussagen
erscheinen. Der Verfasser des Liedes hält - im Februar 1849 - sowohl
die Taten der Volksvertretung als auch die Vesprechungen, die seit dem
März 1848 gemacht worden sind, für Trug. Aus dem Gedicht spricht die
enttäuschte Hoffnung vieler Menschen, die sich von der Revolution die

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