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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 684
(PDF, 141 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1998/0684
Kurz nach der Niederschlagung der Revolution in Baden und dem Sieg der
Reaktion hat Ludwig Pfau sein Badisches Wiegenlied (Nr. 17) geschrieben.
Pfau nimmt die Besetzung Badens durch preußische Truppen, die Standgerichtsurteile
und die Hinrichtungen in Rastatt zum Anlaß, in den drei ersten
Strophen den Preußen als Unterdrücker und Mörder zu charakterisieren
:

Deinen Vater hat er umgebracht,

Deine Mutter hat er arm gemacht. (Str. 1, V. 3 und 4)

In der 4. Strophe aber droht er dem Preußen: Wenn die Freiheit auferstehe,
wird er unterm Stein liegen, wie jetzt der Vater des Kindes, dem die Mutter
das Wiegenlied singt. Besonderen Nachdruck verleiht Pfau dieser Drohung
, indem er die Mutter sie dem Kind in den Mund legen läßt:

Schrei, mein Kindlein, schrei 's:

Dort draußen liegt der Preuß'! (Str. 4, V. 6 und 7)

Unübersehbar ist Pfaus Parteinahme für die badischen Revolutionäre des
Sommers 1849; deren einheimische Gegner kommen in dem Wiegenlied
nicht vor.

Heinrich Heines Gedicht Im Oktober 1849 entstand unter dem Eindruck
der Niederschlagung der Revolutionen in Europa, zuletzt im August des
Jahres in Ungarn. Den Anfang bildet ein Blick auf Deutschland, auf Germania
, das große Kind (Str. 1). Der Friede ist scheinbar zurückgekehrt,
aber:

Nur manchmal knallt's - Ist das ein Schuß? / Es ist vielleicht ein Freund,
den man erschossen. (Str. 2)

Heine weiß, daß die Revolution beendet ist, daß die Fürsten, seine alten
Feinde, gesiegt haben. Unter den Revolutionären hatte er Freunde, deshalb
vermutet er, einer von diesen sei (in Rastatt oder anderswo) erschossen
worden. Der Komponist Franz Liszt ist nach dem Ende des ungarischen
Aufstandes aus seiner Heimat nach Paris zurückgekehrt. Dies läßt Heine
die Ereignisse des Sommers in dem fernen Land assoziieren, in dem die
Aufständischen heldenhaft gekämpft haben und untergegangen sind wie
die Nibelungen der Sage und des mittelhochdeutschen Epos. Von den Nibelungen
ist es für den Dichter ein kleiner Schritt zu den Helden seiner
Zeit, den Revolutionären in Ungarn und in Deutschland. Diese sind wie jene
Helden, und sie erleiden das gleiche Schicksal:

Es muß der Held, nach altem Brauch

Den tierisch rohen Mächten unterliegen. " (Str. 12)

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