Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 689
(PDF, 141 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1998/0689
komplizierter gebaut, als der Abgesang wiederum zweigeteilt ist, die ersten
zwei Verse stehen dem Inhalt nach den Versen des Aufgesangs näher, die
beiden letzten Verse bilden den Refrain, der Reim verklammert ihn mit
dem Vorhergehenden. Zugleich verknüpft der Refrain hier wie in den anderen
Gedichten die Strophen divergierenden Inhalts zu einem Ganzen (so
z. B. in Nr. 2). In allen liedhaften Gedichten umfassen die Strophen zwischen
sechs und neun Verszeilen. Wenn auch die Gedichte von Heine, Freiligrath
und Herwegh komplizierter gebaut sind, diese professionellen
Dichter mit dem überlieferten Formenkanon ein freieres Spiel treiben, so
ist ein Bezug zur Formtradition auch hier erkennbar. Herwegh verwendet
in der ersten Strophe von Nr. 7 ungewöhnliche Reime; er reimt „Muttenz",
den Namen des Aufenthaltsortes Heckers, auf die Genitivform „Huttens"
und „des Volkes Wecker" auf „o, Hecker". Auf diese Weise erreicht er, daß
der Leser stutzig wird. Eine weitergehende ästhetische Wirkung oder ein
Erkenntniszuwachs ergibt sich dadurch aber nicht. Die Refrains in Freiligraths
„Schwarz-Rot-Gold" (Nr. 2) üben eine stärkere Wirkung aus. Aber
auch dieses Gedicht hat nicht die suggestive Wirkung wie Heines „Weberlied
" (Nr. 1). Die Beschwörung des dreifachen Fluches, der dem Rattern
des Webstuhls nachempfundene Satzbau in den Fluch-Strophen (Str. 2, 3,
5) und die monotone Wiederholung des Refrains „Wir weben, wir weben."
unterstreichen das im Gedicht geschilderte Elend der Weber und die gefühllose
Kälte der Mächtigen.

Einige der Gedichte, die nicht Lieder sind, weisen doch die im 19. Jahrhundert
beliebte Volksliedstrophe auf; diese Strophenform hat vier Verse,
die entweder paarweise (a - a - b - b - so Nr. 16) oder über Kreuz (a - b -
a - b) gereimt sind, eine Variante davon ist das Reimschema a - x - a - y,
je Strophe reimen nur die 1. und die 3. oder die 2. und die 4. Verszeile aufeinander
(so Nr. 3 und Nr. 4).

In bezug auf die Strophenform steht das lange Gedicht „Den 19. März
1848" für sich. Zwar hat es wie die anderen nichtliedhaften Gedichte Strophen
zu je vier Verszeilen mit dem Reimschema a - a - b - b, aber die
Zeilen sind nicht vierhebig wie in den Gedichten Nr. 3, 4, 16 (und ihren
Vorbildern), sondern jeder Vers hat die doppelte Zahl von Hebungen, nämlich
acht. Auf die vierte Hebung folgt eine Zäsur, man könnte also annehmen
, daß der Verfasser jeweils zwei Strophen mit vier vierhebigen Versen
zu einer Strophe zusammenfaßt. Der syntaktische Befund spricht jedoch
gegen diese Annahme. Der Dichter hat sich offensichtlich an einer anderen
Überlieferung orientiert, nämlich der der Langzeilenstrophe, die vom mittelhochdeutschen
Nibelungenlied über die späteren Heldenepen und Balladen
bis zur romantischen Dichtung des frühen 19. Jahrhunderts verwendet
wurde, zum Beispiel in Balladen von Ludwig Uhland („Des Sängers

689


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1998/0689