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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 713
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Trauerfahnen ausgesteckt und an vielen Häusern die Straße mit Asche bedeckt
. Es herrschte eine grenzenlose Aufregung und Erbitterung. - Nachmittags
wurde Itzsteins Bild mit Fahnen und Musikbegleitung unter endlosen
Jubelrufen und Hurrah's durch die Stadt getragen.

Am 9. Juni antwortete Itzstein32 auf Heckers Brief vom 16. Mai. Er begann
mit den Worten: Wie es mir wohlthat von dem Manne, der mir so unendlich
lieb ist, daß ich fast nicht von Dir reden kann, ohne nasse Augen zu bekommen
, diese lieben, gemüthlichen^ Worte zu lesen. - Itzstein teilte Hecker
mit, daß man ihn in Thiengen zum Abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung
gewählt habe34. Ich freue mich, schrieb er, daß das Volk erkennt
, wie gut Dein Wille war, wie gut Du es überhaupt mit dem Volk gemeint
hast, - dann spürt man, der Freude ungeachtet, Itzsteins Bitternis:
obschon das Resultat viel Unglück gebracht hat.

Am l. Juni erschien die zweite Nummer des bei Hollinger in Rheinfelden
verlegten „Volksfreunds", Redigiert von Hecker, in Verbindung mit andern
anerkannten und bewährten Volksmännern. Sie trug den Vermerk, das
Blatt werde nur noch bis zum Monat Juli an die Abonnenten gratis versandt
. Heckers Zeit und Kraft erschöpften sich in der Arbeit für diese Zeitung
. - Erst am 19. Juli antwortete er Itzstein auf dessen Brief vom 9. Juni:

Mein theurer Freund! - Ich benütze die Gelegenheit, durch einen braven
Schweizerbürger diese Zeilen dir zu überreichen und dir den Überbringer
Dr. Twigel ((?)) zu empfehlen.

Hast du mich denn ganz vergessen, daß ich kein Lebenszeichen von dir
vernehme, außer den Zeitungen, welche mir verkünden, daß du wegen Amnestie
interpelliert hast? Wie ich vernehme, soll derselben hauptsächlich
meine Person im Wege stehen. Da ich ohnehin Amnestie nicht annehmen
mag, (denn wer mit den Waffen auftrat, der appeliert nicht an Gnade der
Regierungen) dagegen dringend wünschenswerth wäre, daß die armen Gefangenen
und so mancher Flüchtling wieder heimkehre, so bin ich bereit,
die Erklärung abzugeben, daß ich für meine Person keine Amnestie annehme
und will dir sofort darüber Urkunde zustellen, sobald du mir Antwort
ertheilst.

Die Dinge in Deutschland scheinen mir so miserabel als möglich, und nur
ein Anstoß von außen oder ein Zerwürfnis des Parlaments mit den Regierungen
kann womöglich helfen. Das Alles muß sich in 2 Monaten entwickeln
. Pasirt auch bis dahin nicht eine neue Revolution über die Gränze,
so bin ich entschlossen mir eine neue Heimath zu suchen, und zwar in der
Union. Ich kann nicht herumlungern, hoffen, harren und verkommen. Ich

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