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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 715
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Muttenz 19.7.48. - Freundesgruß an den edlen Peter37. Sag ihm, daß es
mir manche schwere Stunde schon brachte, daß er in mein Schicksal verflochten
wurde. Er soll nicht zürnen, ich hob 's ja treu und gut gemeint.

Am 29. Juli antwortet Itzstein38. Es ist der letzte der von ihm erhaltenen
Briefe. Er schrieb: Ich habe Dich nicht vergessen und werde es nie thun;
denn Du bist mir, so weit wir auch im Alter voneinander entfernt sind, der
Freund, ja, ich sage, der Sohn, an den ich stets, täglich, mit inniger Liebe
denke. - Der Brief schloß mit den Worten: Deine Worte an Peter habe ich
ihm vorgelesen. Er antwortete, gut wie er ist: Ich weiß dieses, Hecker hat
es gut gemeint. Er wollte mich schonen, und wollte mich nicht unglücklich
machen. - Alle, alle Freunde rufen Dir herzliche Grüße zu. - Mir ist, als
sehe ich Dich aus meinem Grabe an der Spitze der Regierung wirken, dort
mit Kraft, aber auch mit Liebe zu dem von Dir zur Freiheit geführten Volk.

Hecker verließ am 8. September 1848 Muttenz und brach auf nach Amerika
. Am 5. Oktober 1848 traf er mit dem Schiff „Hermann" in New York
ein. - Erst am 14. Juni 1850 schrieb er wieder an Itzstein. In die Zwischenzeit
fielen der Struve-Aufstand im September 1848, die badische Revolution
im Mai und Juni 1849 und deren Scheitern - und der so schwere
Anfang eines völlig anderen, eines bäuerlichen Lebens.

Mein geliebter, väterlicher Freund! Mit welcher unendlicher Wemuth ich
Deine lieben Zeilen vom 4. März (Rollenbach gegeben) welche mir jetzt
erst zukommen, gelesen habe, und daß ich weinte wie ein Kind wirst Du
mir glauben, Du lieber alter Freund! Du heimathlos, hülflos, mittellos!
Der ganze Fluch des Ewigen soll kommen über die Schandgeneration, die
Dich alten Mann so herumirren läßt. Sofort bei Empfang dieses Briefes
mache Dich auf zu Schiff und steure nach New-York, von dort will ich
schon dafür sorgen, daß Du und Louise bis zu mir kommt. Du hast eine
Heimath, Du hast sie bei mir; ich will Deine letzten Lebenstage pflegen
wie ein liebender treuer Sohn; ich will Dir das Leben so angenehm machen
, als es treue Liebe vermag, und müßte ich vor Tag und nach Sonnenuntergang
darob schaffen, ich wollt's, ich will's bei Gott. Schüttle den
Staub von Deinen Füßen, den Staub der verfluchten Erde, die Dich herumirren
läßt, Dich, der Du Deine Jugend, Deine Mannheit und Dein Alter an
jene Nation gehängt, die Dich nun hülflos pilgern läßt von Land zu Land.
Meinen ganzen grenzenlosen Haß, meine ganze grenzenlose Verachtung,
möchte ich diesem Geschlechte ins Gesicht speien. Ist es denn erhört, ist es
denn möglich, daß unter den vielen Millionen, für die Du gekämpft und gestritten
, nicht hunderte sind, denen die Schamröthe ins Gesicht steigt, wenn
sie nur von ferne hören von deinem Geschicke. Auf fort, für Dich ist kein
Bleibens mehr drüben, hier wirst du aufleben, meine Frau, meine Kleinen,

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