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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 731
(PDF, 141 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1998/0731
Vollmers zweite Untersuchung einer mit-
telbadischen Stadt bringt die Ortenauer Revolutionsforschung
ein großes Stück voran
, bestätigt sie doch die Erkenntnis, daß
die breiten Erfolge der demokratischen
Opposition nicht von ungefähr kamen. Wie
in den Kinzigstädten Offenburg und Haslach
(vgl. M. Hildenbrand), so war letztendlich
die Tatsache entscheidend, daß bereits
in der unmittelbaren vorrevolutionären
Phase (1846- 1848) die mehr oder
minder entschieden oppositionellen Vertretern
ein Übergewicht in den politischen
Gemeindegremien gewinnen konnten.
Ebenso gehörten die drei Bürgermeister an
der Kinzig diesem Lager an.
Bevor Vollmer auf die Märzbewegung
von 1848 eingeht, gibt er Einblicke in die
entscheidenden Problemfelder des Vormärz
, die er für den Ausbruch der Revolution
verantwortlich macht. Parallelen mit
Offenburg werden in Gengenbach sowohl
bei den Gerüchten um den „Franzosenlärm
" als auch bei den Unruhen beim
Heckerzug im April 1848 sichtbar. Beispielsweise
probte in beiden Städten die
städtische Jugend die sofortige Ausrufung
der Republik. Doch während Bürgermeister
Gustav Ree sich mit seiner „Offenburger
Erklärung" geschickt aus der Affäre
zog, wurde sein Gengenbacher Kollege
Ferdinand Ehrhard vom Amt suspendiert.
Die folgende militärische Besetzung mußten
beide Städte erleiden. Interessant auch
die Schilderung der Stimmung und Gefühlslage
der Gengenbacher Delegierten
nach der Rückkehr von den Offenburger
Versammlungen von 1848 und 1849.
Vollmers inhaltlicher Schwerpunkt gilt
der Rolle der Gengenbacher Bürgerwehr
und ihrer Haltung zur Revolution. Er thematisiert
ausführlich die lokalen Vorgänge
um die Volksbewaffnung und die Beteiligung
der Bürgerwehr während des Volks-
aufstandes von 1849. Vollmer verfolgt sie
bis zu dessen Niederschlagung. Im Kapitel
„Nachspiel" geht der Autor auf die Be-
satzungs- und Reaktionszeit bis in die beginnenden
1850er Jahre ein.

Der zweite, biografische Teil von F.X.
Vollmers neuem Buch verdeutlicht, daß
auch in Gengenbach die Mehrzahl der Revolutionsteilnehmer
aus der „Mitte der
Gesellschaft" stammten. Die Lebensläufe
der demokratischen Frauen und Männer
von 1848/49, so bemerkt der Autor im
Nachwort, „stehen so vor uns als Vorbilder
, aber nicht ohne Schwächen und Fehler
." Sie seien, „in ihrem Wollen für Freiheit
, Einheit und Demokratie ... wenigstens
für einen Augenblick über ihre Alltagsprobleme
und ihren begrenzten Lebenskreis
hinausgewachsen und haben
den Einsatz für ein Ideal gezeigt".

Dr. Wolfgang M. Gull

Gerhard Finkbeiner (Hrsg), Schweighausen
im Schuttertal - Ein Dorf in
schwerer Zeit - 1938-1948, Aufzeichnungen
des Pfarrers Erich Reitinger
über die Pfarrgemeinde Schweighausen
, Selbstverlag, Schuttertal 1997
Fünfzig Jahre ruhte die von Pfarrer Erich
Reitinger verfaßte handgeschriebene
Chronik im Archiv der Pfarrgemeinde
Schweighausen. Gerhard Finkbeiner, der
verdienstvolle Heimatforscher aus dem
Schuttertal, entdeckte diesen „Schatz"
und veröffentlichte das Werk mit wertvollen
ortsgeschichtlichen und biographischen
Ergänzungen.

Die Pfarrchronik beginnt im Juni 1938
und endet am 30.11.1948 - ein Zeitabschnitt
größter politischer und sozialer
Veränderungen. Pfarrer Reitinger erweist
sich als fesselnder Erzähler, der anschaulich
und eigenwillig darzustellen vermag,
wie sich im Mikrokosmos eines Dorfes
die große Geschichte niederschlug. Insbesondere
die großen politischen Veränderungen
in Hitler-Deutschland kann der
Leser, wie im Brennglas gebündelt, im
dörflichen Leben erkennen. So ist dieses
Buch für die Bürger aus Schweighausen
ein lebendiges Geschichtsbuch, in dem
sich ihre jüngste Vergangenheit spiegelt.

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