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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
80. Jahresband.2000
Seite: 131
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Ruedelin daz ist ein veltname

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Von den Flurnamen konnten bislang folgende nachgewiesen werden:

Auf der Karte GLA H 1: 10000 Legelshurst (1862): Grauenfeld, Grünefeld
und Muhr (2 mal). Sie finden sich auch im Flurnamenbuch der Gemeinde
Willstätt von E. M. Hall.20 Der Name bi dem crumben dagewon ist
wohl der erste Beleg für den Flurnamen „Krummen Tagen" in Sand.21
Ruedlin kehrt als Rittel wieder,22 doch sind Rod-Flurnamen relativ
häufig.23 Huerst ist wie Muhr mehrfach bezeugt: „Hörst, Hürstel" in
Legelshurst,24 das gleiche gilt für Wert/Wörth in Vnder wert (Z. 71 f.).25
Auch Strang (vgl. Strangweg, Z. 63 f.) kommt dort vor.26 Auch für Laube
(Z. 37) finden sich Entsprechungen: vnnder der hüben zu wüstet zu; zu
korck vnder der hüben.21 Andere wie Floedematte, Herichenmatte, Staff-
phematte, Wiphildebovme sind inzwischen wohl untergegangen.

Der Text enthält ganze Passagen in mittelhochdeutscher Sprache, besonders
dann, wenn die genaue Lage der Flurstücke anzugeben ist. Gleich zu
Anfang (Z. 3 f.) wird, nicht nur die Größe, ein Tagwan der Wiese (Matte)
bezeichnet, die wohl an einem Ackergewann liegt, sondern auch der
Anstößer Reinbolt genannt. Für erwähnenswert hält der Schreiber auch in
Z. 49, daß die genannte Jeuch größer als ein Acker ist.

Eine lange Passage in deutscher Sprache findet sich in den Zeilen 71 bis
77. Hier erklärt der Verfasser sogar, daß die Bezeichnung Ruedelin (ein
kleines, gerodetes Wiesen- oder Waldstück) ein Feldname sei. Wir würden
dazu heute Flurnamen sagen, eine Bezeichnung und Wortschöpfung, die
erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts aufkommt.28 Vielleicht schien ihm
dieser Hinweis angebracht, um eine Verwechslung mit Rotel-Pergamentrödel
auszuschließen.

Erwähnt seien zum Schluß noch die zahlreichen Personennamen (u.a.
Berufsnamen), wobei das im Entstehen begriffene System der Familiennamen
ins Auge springt. Viele Personen werden nur mit einem Namen bzw.
Vornamen wie Agnes (Dienerin, Untergebene, Z. 79) oder Conrad genannt.
Bei einigen steht der Herkunftsort dahinter (z.B. von Ettlingen). Andere
bezeichnen ursprünglich Berufe (z.B. Arzt) oder Übernamen wie Mehlsack
. Von melsacks erben ist noch zwei Jahrhunderte später in einem Be-
rain die Rede.29 Die lateinischen Berufsbezeichnungen hinter den Namen
(advocatus, carnifex, procurator) deuten möglicherweise darauf hin, daß
die jeweiligen Personen den Beruf auch ausüben und er noch nicht zum
Familiennamen geworden ist.30 Wertvoll, und in diesem Kontext noch zu
untersuchen, bleibt der Text natürlich für die Wirtschafts- und Besitzgeschichte
der uralten ehemaligen St. Stephansabtei in Straßburg.31


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