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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
80. Jahresband.2000
Seite: 133
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Erwin von Steinbach: vom Steinhauer zum Mythos

Gabriel Andres

„Man könnte behaupten, im Sinne einer Verallgemeinerung, ein Mythos
sei eine Geschichte, eine symbolträchtige Fabel, einfach, treffend, in der
eine Vielfalt von mehr oder minder vergleichbaren Situationen zusammen-
gefasst wird . . . Ein Mythos hat keinen Urheber. Sein Ursprung muß dunkel
sein und sein Sinn teilweise auch. Indessen bleibt das bedeutendste
Merkmal des Mythos die Gewalt die er auf uns ausübt, meistens ohne daß
wir uns dessen bewußt sind." Denis de Rougemont in „Amour et Occi-
dent" - Liebe und Abendland, 1939

Ich möchte hinzufügen, daß ein Mythos, wenn schon sein Ursprung geheimnisvoll
ist, auch kein Ende hat, kein Ende haben darf, wenn er als Mythos
weiter bestehen soll.

Der Ursprung des Mythos Erwin von Steinbach ist recht deutlich in der
Baugeschichte des Straßburger Münsters eingetragen. Erst nach Beginn der
Tätigkeit Erwins am Riesenbau, verzweigt sich sein Baumeisterschicksal,
verliert sich beinahe seine Baumeisterspur. Es werden ihm andere, neue
Aufgaben gestellt, sein Wirken verschwindet im Dunkel der Jahrhunderte
und wird allmählich durch den Mythos ersetzt. Ein Mythos, der zum Teil
auch aus der Notwendigkeit entsprungen sein könnte, einen Menschen für
die Errichtung des gewaltigen Kirchenbaues gewissermaßen verantwortlich
zu machen.

Das versuchte, lange vor Goethe, unser elsässischer Humanist Jakob
Wimpheling, nicht ohne Erfolg und bereits zu Beginn des XVI. Jahrhunderts
. Er gilt als der Urheber dieses Mythos und als solchen wollen auch
wir ihn gelten lassen.

Das bestätigt auch der Archäologe und Historiker Louis Schneegans:
„Auf dem Gebiet der bildenden Künste gibt es in Straßburg keinen stolzeren
Namen als den des Meisters Erwin von Steinbach. Kein anderer war
berühmter, keiner volkstümlicher, keiner ward mit größerer Achtung und
Verehrung genannt. Sechs Jahrhunderte werden in Kurzem verflossen sein,
seither Erwin den ersten Plan zum Portal des Münsters entwarf, es waren
sechs Jahrhunderte unvergänglichen Ruhms dessen Glanz sich niemals vermindert
hat."

Das gleiche Lob spricht der große Münsterkenner Georg Dehio aus:
„Erwin erweist sich als genauer Kenner der zu seiner Zeit vorhandenen
oder in Bau begriffenen Fassaden im östlichen und nördlichen Frankreich.
Ohne solche Kenntnis hätte man ihn schwerlich an die Spitze des Baues
gestellt."


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