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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
80. Jahresband.2000
Seite: 137
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Erwin von Steinbach: vom Steinhauer zum Mythos

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Von 1264 bis 1268 leitete Erwin, der sich in kurzer Zeit zum Baumeister
aufgeschwungen hatte, die Arbeiten am östlichen Teil der Stiftskirche
zu Wimpfen im Tal. Dieses Wimpfen am Neckar, in hessischem Land, liegt
eigentlich gar nicht so weit weg von Straßburg, und dieser frühgotische
Bau ist durchaus beachtenswert. Dies ermöglicht uns auch, um Erwin einen
Tätigkeitsbereich abzustecken und die geheimnisvolle Gestalt des
Meisters etwas deutlicher aus dem Dunst des Mythos hervortreten zu lassen
.

Von Wimpfen begibt sich Erwin nach Freiburg im Breisgau, wo er an
der Vollendung des Turmes und der Fassade des dortigen Münsters arbeitet
. Daß er gerade mit Turm und Fassade beschäftigt ist, mutet einen irgendwie
seltsam und beinahe prophetisch an. In diesen Jahren ist also aus
dem Steinmetzen, der wohl mit Meißel und Fäustel umzugehen verstand,
ein kühner, genialer Architekt geworden, der weiß, um was es sich handelt,
wenn gegensätzliche Druckkräfte ausgeglichen werden müssen, wenn ein
haltbarer Mörtel gemischt oder ein harmonisches Zusammenspielen von
Formen erreicht werden soll.

1273, schätzungsweise dreiunddreißig Jahre alt, läßt sich Erwin in
Straßburg nieder. Zuerst beauftragt ihn der Bischof, wohl mit dem Einverständnis
des Domkapitels, die Johanniskapelle zu errichten, an der Nord-
Ostseite des Chors. Erwin arbeitet daran von 1273 bis 1275. Wahrscheinlich
war er während dieser Zeit auch mit der Fertigstellung des Langhauses
beschäftigt, ein Werk Meister Rudolfs und dessen Sohnes.

1277 erfolgt, wie bereits erwähnt, die Grundsteinlegung der neuen
Westfassade. An diesem Auftrag, der den Ruhm Erwins begründet und der
in dieser ersten Phase bis etwa über die Rose hinaus gedieh, eine Rose, die
Erwin nicht von etwa hier ansetzte, da doch das Münster Unserer Lieben
Frau gewidmet ist, die in der ihr verehrten Litanei unter anderem als Rosa
mystica gerühmt wird, an diesem großartigen Auftrag durfte Erwin nur
zwanzig Jahre ungestört arbeiten. Wie Kanonikus Dacheux in seinem Buch
vermerkt, wurde die frühere Fassade abgetragen, um Platz zu schaffen für
die neuen Fundamente. Doch waren diese 1280 noch nicht fertig. Danach
ging es allerdings rasch voran und 1291, so berichten die beiden Straßburger
Historiker Schad und Grandidier, von Dacheux zitiert, konnten bereits
die Reiterstandbilder von Chlodwig, Dagobert und Rudolf von Habsburg
aufgestellt werden. Obschon inzwischen ein starkes Erdbeben, am 24. September
1289 die bestehenden Pfeiler erschüttert hatte, so daß man sogar einen
Einsturz befürchtete.

In einer Urkunde von 1284 wird Meister Erwin als Werkmeister erwähnt
. Der Bau der Fassade war so weit vorangediehen, daß der Bischof,
der kurz darauf das Zeitliche segnete, seiner Freude lebhaften Ausdruck
geben konnte:

„Das Werk der Straßburger Kirche steigt wie die Blume des Mai in


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