Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
80. Jahresband.2000
Seite: 140
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Gabriel Andres

übrigens nicht mehr als seine Steinmetze, er hatte lediglich einiges mehr
an Naturalien. Das Frauenhaus als autonomes Münsterbauamt bestand bis
1999. In diesem Jahr wurde es der Autorität der französischen Verwaltung
der Historischen Baudenkmäler unterstellt.

Erwin hatte seine Schuldigkeit getan. Er nahm seinen steinernen Traum
mit ins Grab, übergab aber das unfertige Werk seinem Sohne Johannes, der
es vorerst weiterführte. Prof. Woltmann faßt die Tätigkeit Erwins am
Straßburger Münster folgendermaßen zusammen:

„Die Zeit während deren Erwin an den Münsterbau geknüpft war, hat
nachweislich 42 Jahre und wahrscheinlich noch ein paar Jahre mehr betragen
. Seinem künstlerischen Charakter nach war er ein Meister, in dem sich
das gediengenste Wissen und Können mit persönlichem Formensinn und
Schönheitsgefühl verband. Er stand im vollen Besitz der Bildung, welche
die Zeit damals einem Architekten darbot, er hatte die französische Schule
gründlich durchgemacht und sich Alles was in dieser zu erlernen war, angeeignet
, aber er wußte dabei seinem Werke den Stempel des Eigentümlichen
aufzuprägen."

Noch begeisterter schreibt Dehio über Erwin:

„Es gibt in der Welt geistiger Zeugungen nichts ohne historische Voraussetzung
. Für Erwin war das Gegebene die französische Fassade ... Er
hat dafür gesorgt, daß sich den schiebenden Kräften des Langhauses, wie
der senkrechten Last der Türme, eine feste Mauermasse entgegengestellt,
vor diese aber, setzte er eine zweite, nur auf das Auge berechnete Fassade
aus abwechselndem Stab- und Maßwerk. Ob Erwin selbst die Fassade nach
dem Brande von 1298 noch fortgesetzt hat, wissen wir nicht. Wäre es der
Fall, so hätte schon er sich darein fügen müssen, einiges Wasser in seinen
Wein zu gießen."

Über das Grab Erwins wissen wir, was der schon oft zitierte Kanonikus
Dacheux schreibt, was schon Schneegans vermerkt hatte:

„Im Jahr 1816 hat ein Freund Goethes, der nachmals auch berühmt gewordene
Sulpice Boisseree, der Geschichtsschreiber des Kölner Domes,
für dessen Weiterbau er mit bekanntem Eifer und Erfolg eintrat, lange Zeit
vergeblich nach dem Grabstein Erwins gesucht, zusammen mit unserem
Landsmann Moritz Engelhard, dem Verfasser des bekannten Werkes über
den „Hortus deliciarum" der Herrad von Landsberg. Dank ihrer Ausdauer
haben die beiden Freunde schließlich doch die Grabinschrift hinter Kohlenhaufen
und abgelegtem Schutt gefunden. Sie sorgten dafür, daß die
wertvollen Inschriften von der unwürdigen Umgebung befreit wurden, die
sie allzu lange schon vor den Blicken der Verehrer des großen Meisters
und seines herrlichen Werkes verborgen hielt. Von da ab ist die Schrift frei
geblieben, seitdem ist sie der Kunst und der Wissenschaft wiedergegeben.

Außer der Grabschrift Erwins befindet sich an der gleichen Stelle auch
diejenige seiner Frau und eines ihrer Sprößlinge. Diese drei Inschriften be-


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