Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
80. Jahresband.2000
Seite: 143
(PDF, 123 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2000/0143
Erwin von Steinbach: vom Steinhauer zum Mythos

143

res gewahrte, das mich hätte erschrecken müssen wenn es mir nicht zugleich
als ein Geregeltes fasslich und als ein Ausgearbeitetes sogar angenehm
vorgekommen wäre".

Nun muß doch auch daran erinnert werden, wie sehr Konrad von Lichtenberg
ein vorsorglicher Bauherr war. 1294 beschloß er, anläßlich einer
Synode, alle Kongregationen des Bistums zu Gunsten des Münsterbaues
quasi zu besteuern. Alle willigten darin ein, ein Viertel ihrer Einkünfte
während vier Jahren zur Bestreitung eines Teils der Kosten an die Baukasse
abzutreten. Dazu muß noch erwähnt werden, daß alle Straßburger begeistert
an der Deckung der Baukosten mithalfen: Bauern mit ihren Fuhren,
Handwerker mit ihrer Arbeit, Damen aus dem Patriziat mit dem Verkauf
ihres Geschmeides. Es flössen in die Baukasse auch Ablaßspenden aus nah
und fern gelegener Diözese, Mainz, Worms, Würzburg, Speyer, Tusculum
in Sizilien, Bologna und später, noch um 1385, sogar aus Alencon in
Frankreich.

So darf man wohl behaupten, das Straßburger Münster ist das Werk eines
bedeutenden Teils des christlichen Abendlandes.

Es mag merkwürdig anmuten, daß nirgends mit Sicherheit die Gestalt
Erwins selbst am Münsterbau bezeichnet werden kann. Victor Hugo, der
große französische Schriftsteller der Romantik, schwärmte für die gotische
Kunst. Er behauptete, ein Meßner habe ihm seinerzeit erzählt, das Männlein
, das an einem Geländer gegenüber dem Engelspfeiler oder Gerichtspfeiler
im südlichen Kreuzgewölbe des Querhauses nachdenklich diesen
Pfeiler betrachtet, sei das Bildnis Erwins.

Diese Behauptung ist natürlich eine Fabel. Nach Prof. Woltmann
stammt diese Figur aus dem XV. Jahrhundert. Und in einem kürzlich erschienenen
Artikel von Prof. Roland Recht wird diese Figur als die Meister
Hültz bezeichnet.

Glaubwürdiger, poetischer und zugleich mythischer klingt das, was die
französische Schriftstellerin Camille Mayran über die Jahrhunderte überdauernde
Anwesenheit Erwins im Münster schreibt. Doch zuvor sei noch
daraufhingewiesen, daß Michel Zehnacker in seinem Buch „La Cathedrale
de Strasbourg" auf ein vermeintliches Bild Erwins hinweist: es könnte die
große Mittelfigur auf der linken Seite des Hauptportals sein, mitten unter
den Propheten.

Ein Titanenwerk

„Hier, bis zum Punkt, wo das Werk Erwins beginnt (gemeint ist natürlich
die Westfassade, AdR) - bleibt der Stein immer noch Stein. Er ist von
dunkler Färbung, von einem eisenfarbenen, fast rauhen Ton, er bewahrt immer
noch seine volle Schwere. Die Macht jedoch, die diesen Stein in die


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2000/0143