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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
80. Jahresband.2000
Seite: 151
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Heinrich Knoblochtzer - ein aus Euenheim stammender Frühdrucker des 15. Jahrhunderts

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Wohl wegen der Finanzprobleme, die durch den gerichtlichen Vergleich
belegt sind, scheint für Knoblochtzer ein Verlassen Straßburgs notwendig
geworden zu sein. Man weiß nicht, ob er am Martinstag 1484 seine Schulden
in Basel begleichen konnte. Fest steht aber, daß 1484 mit der Reise
zum heiligen Grab von Hans Tucher das letzte Buch seine Straßburger
Werkstatt verließ. Danach fehlen für einige Zeit namentlich gekennzeichnete
Drucke.

Auf jeden Fall verlegte er seine Druckwerkstatt nach Heidelberg und
begann dort 1485 erneut, jedoch ohne Namensnennung, zu drucken. Ein
Predigtbuch vom 21. Januar 1485 wird ihm auf jeden Fall zugewiesen13. Es
ist sicherlich nicht abwegig, die Anonymität dieses Druckes mit seiner finanziellen
Situation in Zusammenhang zu bringen.

Für die Wahl der Universitätsstadt Heidelberg als neuen Wirkungsort
war gewiß ausschlaggebend, daß sich dort, etwa dreißig Jahre nach Gutenbergs
Erfindung, noch immer kein Drucker niedergelassen hatte14. Seine
Erfolgschancen waren daher in Heidelberg wesentlich größer als in Straßburg
, wo die Konkurrenz unter den Druckern inzwischen doch sehr groß
war.

Erst am 18. Dezember 1489 trat er mit dem Buch De modo et ordine
docendi et discendi' von Baptista Guarinusls wieder aus der Anonymität
heraus, wohl ein Zeichen für die Konsolidierung seines Betriebes.

Obwohl Knoblochtzer nach dem bisherigen Stand der Forschung nur
neun Jahre als Drucker in Straßburg tätig war, brachte er in dieser Zeit
mehr Drucke heraus als in den folgenden 16 Jahren in Heidelberg. Insgesamt
hatte sich also im letzten Viertel des 15. Jahrhunderts der Ettenheimer
Frühdrucker - in Straßburg und in Heidelberg - 25 Jahre lang der hohen
Kunst des Buchdrucks gewidmet und sich maßgeblich und mit großem Erfolg
mittels der neuen Drucktechnik für die Verbreitung des Bildungsgutes
seiner Zeit eingesetzt und verdient gemacht.

Im Gegensatz zu seinen Vorgängern trug er durch die bevorzugte Verwendung
der deutschen Sprache auch bei theologischen, juristischen und
medizinischen Werken, die sonst in lateinischer Sprache abgefaßt waren, in
außergewöhnlichem Maße zur Bildung breiter Volksschichten bei. Diese
pädagogische Ausrichtung seines Druck- und Verlagsprogramms könnte
ihm durchaus von seinem Vater, dem Ettenheimer Schulmeister, vermittelt
worden sein. Zu seinen Werken gehören Volksbücher und Sagen, auch ein
lateinisch-deutsches Wörterbuch, dann Kalenderblätter und praktische Hilfen
zur Abfassung von Briefen und Ähnliches, außerdem die ersten Predigten
von Johannes Geiler von Kaiserberg16.


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