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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
80. Jahresband.2000
Seite: 178
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Walter Ernst Schäfer

Baden im Aargau, einem der beliebtesten Bäder der Zeit, nicht anders. Ein
völlig anderes Bild vom Leben der Kurgäste in St. Peterstal in den Nach-
kriegsjahren entwirft die erhaltene Predigt des Straßburger Theologieprofessors
Johann Georg Dorsche, die er, ebenfalls vor gemischtem, fürstlichem
, adligem und bürgerlichem Publikum, am 30. Juli 1650 in einem der
Säle der Kurhäuser von Peterstal oder im Freien gehalten hat. Sie ist bald
nach seiner Rückkehr nach Straßburg, noch im gleichen Jahr (die Vorrede
datiert vom 10. August 1650) unter dem Titel ,Frieden Schall im Peters
Thal' von dem Straßburger Verleger Johann Philipp Mülbe - dem Verleger
von Moscheroschs ,Geschichten' - gedruckt worden.4 Obgleich sie schon
gelegentlich Gegenstand religionshistorischer Betrachtungen war, wenden
wir uns ihr erneut zu, da die Druckfassung - unter bisher unbeachteten
sozialhistorischen Gesichtspunkten - Einblick in die Schichtung der
zuhörenden Kurgäste gibt und der Predigttext politische Stellungnahmen
des Straßburger Geistlichen enthält.5

Der Festprediger, Johann Georg Dorsche (1597-1659) war einer der renommiertesten
Professoren der Universität Straßburg.6 Er war schon 1627
auf einen der drei Lehrstühle für Theologie berufen worden, hatte sich
durch häufige exegetische und dogmatische Schriften hervorgetan und
scheute auch die Auseinandersetzung mit Kalvinisten und Katholiken in
Druckschriften nicht. Eines seiner speziellen Themen war Moral und Lebensführung
der Studenten. Er gehörte zu der weit über Straßburg hinaus
bekannten johanneischen Trias', den Vertretern der lutherischen Theologie
in Straßburg, und war dem Lebensalter nach der mittlere zwischen dem
Präsidenten des Kirchenkonvents Johann Schmidt (1594-1658) und Johann
Konrad Dannhauer (1603-1666), dem Lehrer Philipp Jakob Speners.7
Im Spannungsfeld zwischen Schmidt und Dannhauer stand er auf der Seite
Schmidts, unterstützte dessen Maßnahmen zur Reform des Gemeindelebens
und der Kirchenzucht im Sinn der Reformorthodoxie und verfaßte gemeinsam
Schriften mit ihm. Für seine religiöse Ausrichtung charakteristisch
sind seine Anmerkungen zu einer Ausgabe des ,Wahren Christentums
' von Johann Arndt - gegen dessen Erbauungsbuch Dannhauer polemisierte
.8

Dorsche bestieg nicht nur aus eigenem Antrieb den Predigtstuhl in Peterstal
. Der Magistrat Straßburgs hatte für den 30. Juli 1650, das Datum der
Predigt, angeordnet, daß in allen Kirchen Straßburgs Dankgottesdienste für
den verliehenen Frieden stattfinden sollten. So hielten der Kirchenpräses
Schmidt und Professor Dannhauer an diesem Tag im Straßburger Münster
je eine Festpredigt.9 Johann Georg Dorsche, der zu dieser Zeit in Peterstal
war, wohl selbst kurte, sah sich veranlaßt, seinerseits zu den Feierlichkeiten
beizutragen und versammelte die Badegäste um sich, „weil es die theils
erst angetrettene / theils noch nicht vollbrachte Cur nicht zulassen wollte",
den Festgottesdiensten in Straßburg selbst beizuwohnen. „Haben uns erin-


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