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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
80. Jahresband.2000
Seite: 186
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Walter Ernst Schüfer

2) Solche Juden, die in der Kriegsnot nach dem Frieden geseufzt und Gott
um ihn gebeten haben.

3) „Rechte Propheten", die von Israel Buße und Umkehr forderten, als
eine Voraussetzung dafür, daß Gott Frieden gewähre.

4) Die Unbußfertigen, die in falscher Sicherheit Gottes Zorn und Verdammung
anheim fielen.

Im Predigtteil der Applikation (S. 5 ff.) vergleicht Dorsche damit innerhalb
seines Zeitalters:

1) Die falschen Propheten, die durch astrologische Studien aus der Konstellation
der Gestirne und aus naometrischen Berechnungen aus den
Voraussagen der Apokalypse von baldiger „guldener Zeit und stoltzem
Frieden grosse Verheissungen gethan."

2) Fromme Zeitgenossen, die in ihren Nöten das Vaterunser und „Verleih
uns Frieden" angestimmt und „sich für dem Thron Gottes mit tieffer
Demut geweltzet haben."

3) „Veri Doctores, Warhafftige eyfrige Lehrer, die nach der Regel vom
Frieden" gepredigt haben. „Nach der Regel" - das heißt, die den Zusammenhang
zwischen Sünde, Reue, Buße und Gottes Erbarmen in der
rechten Weise dargestellt haben. Hier wird Dorsche nicht zuletzt an seine
Kollegen Schmidt und Dannhauer denken, die in nicht enden wollenden
Bußpredigten unter solch schreckenden Titeln wie ,Die hauende
Axt Gottes Zorn' (Schmidt 1638) während des Krieges die Straßburger
zur Umkehr gemahnt hatten.

4) „Der große Haufe der Unbußfertigen", der einerseits meinte, es helfe
ohnehin kein Beten, andererseits im Krieg seinen Profit gesucht hat
„mit gegeitzet, / geschwelget / geraubet / vervortheilet".

Die Zeit seit dem Friedensschluß im Oktober 1648 sei eine solche ängstlichen
Bangens gewesen. „Wann wir die Jahr nacheinander hinfliessen sehen
/ und befunden / das / was auff dem Papier gestanden / noch nicht im
Werck unnd Land dastehe / wann wir die langwirigen executionsHandlun-
gen betrachtet / haben wir immer sorg getragen / es werde unser hoffnung
in brunnen fallen."32

Auffällig an dieser weitschweifenden Vorrede - es ist eine Predigt für
sich - scheint mir, daß sich die Applikation auf die Haltungen der Menschen
in den zurückliegenden Kriegsjahren in einer gewissen abstrakten
Höhe hält. Irgendeinen Bezug zum Adressaten der Widmungsvorrede, zu
Christian von Birkenfeld, stellt Dorsche nicht her. Andere Prediger, zum
Beispiel Johann Schmidt in seiner Leichenpredigt auf Otto Ludwig, Wild-
und Rheingraf, Befehlshaber der schwedischen Truppen am Oberrhein, bei
dessen Begräbnis 1635, hatten den Mut, auch im Tadeln des Verstorbenen
deutlicher zu werden.33


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