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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
80. Jahresband.2000
Seite: 196
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Eugen Hillenbrand

wohin er damals die gesamte Reichsverwaltung verlegte. Dort wurde er
nach seinem Tode 1612 auch beigesetzt.

Die unmittelbare Herrschaft in der Ortenau übte ein anderer Habsburger
aus, Erzherzog Ferdinand von Tirol, ein Onkel Rudolfs II.15 Ihm war
1564 durch einen Teilungsvertrag das Land Tirol mit seinen Vorlanden zugefallen
. Bis dahin hatte er meist in Böhmen gelebt, seit 1557 in einer geheimgehaltenen
, weil unebenbürtigen Ehe mit der schönen Augsburger Patriziertochter
Philippe Welser. 1567 hielt er seinen feierlichen Einzug in
der tirolischen Landeshauptstadt Innsbruck, von dort zog er über den Arl-
berg in die Vorlande, die aus zahlreichen, vielfach getrennten Gebietsteilen
in Schwaben bis ins Elsaß hinein zusammengestückelt war.

Bevor Erzherzog Ferdinand zu Huldigungstagen nach Konstanz, Freiburg
, Ensisheim und anderen vorderösterreichischen Zentralorten aufbrach,
ließ er sich von einem habsburgischen Verwaltungsbeamten eine Beschreibung
der Lande anfertigen, die fortan seiner Herrschaft unterstehen sollten.
Der Text ist uns in einer Abschrift von 67 Seiten überliefert und befindet
sich im Innsbrucker Landesarchiv. Es ist die erste umfassende Bestandsaufnahme
der vorderösterreichischen Lande.16 In unserem Zusammenhang
interessiert der Abschnitt über die ganze landtvogtei Ortnaw, auch die herschaft
sambt dem schloß Ortenberg. Die einleitende Information dämpft
gleich die Erwartungen des neuen Landesherrn: die gehören dem hochlöblichen
haus Österreich mit aigentumblichen zue, sondern seind allein
pfandstück vom Römischen Reich.11

In knappster Form wird hier ein verfassungsrechtliches Problem dieses
Raumes umrissen. Seit dem 13. Jahrhundert wurden die Reste des Reichsgutes
im Oberrheingebiet organisatorisch in zwei größeren Verwaltungseinheiten
zusammengefaßt, linksrheinisch in der Landvogtei Hagenau,
rechtsrheinisch in der Landvogtei Ortenau. An deren Spitze stand jeweils
ein Landvogt als königlicher Beamter. Er war in erster Linie zuständig für
die königliche Gerichtsbarkeit und für den Einzug der Reichssteuern.

Im 14. und 15. Jahrhundert aber diente sein Amtsbezirk den deutschen
Königen meist als finanzielle Manövriermasse und war ständig
verpfändet.18 Pfandnehmer der Ortenau waren zuerst die benachbarten
Markgrafen von Baden, ab 1351 der Bischof von Straßburg, der seit 1405
die Pfandschaft mit den Pfalzgrafen teilen mußte. Erst hundert Jahre später
zog König Maximilian I. die pfalzgräfliche Hälfte als Kriegsentschädigung
wieder ans Reich. Sein Enkel, Kaiser Ferdinand I., löste 1557 auch die
bischöflich-straßburgische Hälfte ein. Die Rückkehr zum Reich währte
aber gerade mal acht Jahre. Dann übertrug der Kaiser die Landvogtei wiederum
seinem Hause, nämlich dem neuen Herrn der vorderösterreichischen
Lande, Erzherzog Ferdinand.

Ihm erläuterte der vorhin erwähnte Informant noch genauer: Zu gemel-
ter landtvogtei Ortenaw gehören die drei stett Offenburg, Gengenbach und


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