Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
80. Jahresband.2000
Seite: 243
(PDF, 123 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2000/0243
Von Rheinau über Gurs nach Auschwitz

243

Zwischen Dachau und Gurs

Keiner der aus Freistett bzw. Rheinbischofsheim nach Dachau verhafteten
jüdischen Bürger ist dort gestorben. Allerdings erlag der 50jährige Gustav
Bloch, der erst am 13. 12. 1938 aus dem KZ entlassen wurde, nach seiner
Rückkehr am 1. 1. 39 den Folgen der dort erlittenen Mißhandlungen.12 Dazu
und zum Lauf der Geschichte bis 1940 wieder einige Zeitzeugen:

Wohin die dann gekommen sind, das hat man eigentlich nicht erfahren,
darüber hat man nicht gesprochen. Ich weiß nur, einer ist später gekommen
. Bloch hat der geheißen, der ist schwerkrank gekommen. Der ist geschlagen
worden oder so, und dann haben sie den Doktor geholt und der
hat gesagt, er geht nicht dahin, er darf nicht, weil es ein Jud ist. Aber dann
ist er doch hingegangen und hat gesagt „Ich bin zu einem Menschen gerufen
worden, nicht zu einem Jud". Aber der ist dann doch gestorben.

Aber wo die waren, daß die nicht nur in Kehl waren, sondern in Dachau
, das höre ich jetzt zum ersten mal. Ich weiß bloß, daß die auch nach
Straßburg gekommen sind, da war auch so ein Lager. Ich meine, das war
so, weil die Fanny Lerner gesagt hat, ihre Mutter ist drüben gewesen und
hat verhungern müssen. Das ist aber schon im Krieg gewesen. Von Gurs
habe ich noch nichts gehört.

Nach der Kristallnacht gab es immer noch ein paar jüdische Geschäfte,
bis sie halt weg sind. Ich weiß das nur von den Grumbachers, die nach
Amerika sind. Die haben dann geschrieben, daß sie mit dem letzten Schiff,
das nach Amerika ist, bevor der Krieg ausgebrochen ist, dann aus
Deutschland fortgekommen sind. Die meisten haben vorher alles verkauft,
bevor sie fort sind...13

. . . Die Judenhäuser sind danach dann alle verkauft worden, meist an
Mitglieder von der NSDAP halt. Und die Geschäfte waren dann auch erstmal
zu. Also der Kahnheimer, der Nachbar, da ist eine öffentliche Versteigerung
gewesen. Am Haus. Die Ladeneinrichtung, was im Magazin war,
Wohnung, alles, - die haben einen ganzen Tag lang versteigert. Und das
ganze Dorf hat mit gesteigert. Der ganze Platz war vollgestanden mit Leuten
. Ich bin da durch, als Kleiner, und hab einen lackierten Meterstab geholt
, mit dem er als Stoff gemessen hat...14

Über diese Zeit berichtet aus Sicht eines direkt Betroffenen Jacques
Bloch in einem Brief15 aus dem Jahr 1991 folgendes:

Meine Mutter, Betty Bloch, geb. Kahn, blieb nach der Flucht meines Vaters
noch einige Monate in Rheinbischofsheim zurück, um zu retten, was
noch von unserem Besitz zu retten war. Am 29. November 1938 verkaufte
sie unser Haus, Gebäude mit Hofreite, an Herrn W.

Von dem Verkaufsbetrag mußte sofort ein Teil als Sühneleistung (Judenabgabe
) nach Berlin überwiesen werden, und der Rest kam auf ein Sperrkonto
. Im Frühjahr 1939 wanderte sie nach Frankreich aus. Sie ließ unsere


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2000/0243