http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2000/0249
Von Rheinau über Gurs nach Auschwitz
249
oder wurden keine gefunden? -, die die Angaben der Belastungszeugin bestätigten
. Es wird ja sogar im Protokoll bestätigt, daß „Leute" gesehen haben
, daß die Synagoge demoliert war, und wie die Juden um den Lindenplatz
getrieben wurden. Ebenso unverständlich ist aus heutiger Sicht, daß
sämtlichen Belastungszeugen ein schlechter Leumund25 attestiert wird,
während selbst beim Ortsgruppenleiter von einem Richter der Bundesrepublik
als Wahrheit akzeptiert wird, er sei niemals in gehässiger Weise gegen
andere Personen oder Juden hervorgetreten.
Eine Folge dieser und ähnlicher Gerichtsverhandlungen und des dazugehörigen
Umfelds ist, daß die Erinnerung an die Vertreibung und Ermordung
der ehemaligen jüdischen Mitbürger auch in Rheinau allmählich verblaßt
. So kommt es, daß bis heute das Gedenken an die jüdischen Religionsgemeinden
der Stadt die private Sache einzelner ist, offiziell aber über
die Pflege des Judenfriedhofes hinaus weder in Freisten noch in Rheinbischofsheim
der vertriebenen und ermordeten Juden und der beiden ehemaligen
jüdischen Gemeinden gedacht wird.
Anmerkungen
1 Zwei christliche Freistetter Bürger, 1933 ca. 10 bzw. 15 Jahre alt; Interview 1988
2 Christliche Freistetter Bürgerin, 1933 ca. 10 Jahre alt; Interview 1988
3 Christliche Rheinbischofsheimer Bürgerin, 1933 ca. 13 Jahre alt; Interview 1988
4 Brief von J. Bloch an Herrn F. Peter, Realschule Rheinau, vom 10. 3. 1991; Namensangaben
vom Hrsg. anonymisiert
5 Zwei christliche Freistetter Bürger, 1938 ca. 15 bzw. 20 Jahre alt; Interview 1988
6 Christliche Freistetter Bürgerin, 1938 ca. 22 Jahre alt; Interview 1988
7 Christliche Freistetter Bürgerin, 1938 ca. 15 Jahre alt; Interview 1988
8 Christliche Rheinbischofsheimer Bürgerin, 1938 ca. 18 Jahre alt; Interview 1988
9 Christlicher Rheinbischofsheimer Bürger, 1938 ca. 10 Jahre alt; Interview 1988
10 HStaatsArchStgt, J 355/33; Streichung der im Original genannten Namen
11 Oppenheimer, Max u. a.: „Als die Synagogen brannten" (Köln 1988)
12 HStaatsArchStgt, J 355/33
13 Christliche Rheinbischofsheimer Bürgerin, 1938 ca. 18 Jahre alt; Interview 1988
14 Christlicher Rheinbischofsheimer Bürger. 1938 ca. 10 Jahre alt; Interview 1988
15 Brief von J. Bloch an Herrn F. Peter, RS Rheinau, vom 10. 3. 1991, Namensangaben
vom Hrsg. anonymisiert
16 Aus dem Staatsarchiv Nürnberg, Dokument NG 4934; wiedergegeben u.a. in „Dokumente
über die Verfolgung der jüdischen Bürger in Ba-Wü durch das NS-Regime
1933_1945", n. Teil, bearb. v. Paul Sauer, Stgt. 1966, 241
17 Aus Datenschutzgründen gestattete die Stadt Rheinau bisher noch keine Einsicht in die
entsprechenden standesamtlichen Unterlagen
18 Hundsnurscher. Franz, Taddey, Gerhard: Die jüdischen Gemeinden in Baden, Hrsg.
von der Archivdirektion Stuttgart, 1968
19 Nach im Jahr 1989 zugänglichen Unterlagen aus Wiedergutmachungsakten der Archivdirektion
Stuttgart wurden nicht 8 sondern 10 Juden nach Gurs deportiert. Aber auch
diese Zahl ist nicht zweifelsfrei zutreffend: 1933 gab es noch 57 jüdische Rheinbi-
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2000/0249