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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
80. Jahresband.2000
Seite: 255
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Bilder und Eindrücke von der Deportation der Orlenauer Juden vor 60 Jahren (Oktober 1940) 255

Vater: „Nehmen Sie Ihre Frontkämpferabzeichen ab. Es nützt Ihnen
nichts!"

Auch in Offenburg waren mehr Menschen Zeugen des Verbrechens, als die
Nazis glauben machen wollten.2

Gerichtsvollzieher Klaiber sagte 1948 aus:

„Im Jahre 1940/41 hat in Offenburg, wie in vielen anderen Orten Badens,
die Besitzentsetzung und Versteigerung des jüdischen Vermögens stattgefunden
. Im Einvernehmen des Landratsamtes und des Justizministeriums
wurden die Gerichtsvollzieher und auch z.T. die amtlich zugelassenen
Privatversteigerer mit der Schätzung und Durchführung der Versteigerung
beauftragt. In Offenburg waren es die beiden Gerichtsvollzieher Jösel und
Klaiber und der Möbel Spediteur Eugen Diebold. Gerichtsvollzieher Reichenbach
stand damals im Heeresdienst. Die Versteigerungen waren eine
aufregende und außerordentliche Belastung für uns Gerichtsvollzieher, insbesondere
für den damals schon kränklichen Kollegen Jösel. Es trafen auf
jeden Gerichtsvollzieher etwa 15 Haushaltungen zur Bearbeitung. Außerdem
sollte alles schnell vonstatten gehen, da die Wohnungen sofort besetzt
wurden. Nach Ablieferung des Erlöses an die Bezirkssparkasse Offenburg
mußten die Akten an das Landratsamt abgegeben werden. Von dort sollen
sie an das Finanzamt abgegeben worden sein."3

Auch Nachbarn waren Zeugen:

Pfarrer Baur:

„Bei dieser Deportation der Juden nach Gurs war ich zufällig hier bei meiner
Mutter in der Prädikaturstrasse in Ferien. Ich hab es miterlebt, wie man
die Nachbarin Frau Wertheimer verladen hat auf den Lastwagen. Wir standen
hinter der Tür und konnten gerade noch ein bißchen winken und sie
hat auch noch winken können vom Lastwagen aus. Das war arg, arg traurig
. Das war meine letzte Erinnerung an sie. Es hatte geheißen, sie solle
sich um die und die Zeit bereithalten, mit einem Köfferle, dann ist ein
Lastwagen gekommen, die Kerle sind rein, haben sie geholt, rauf auf den
Wagen, zugemacht und ab. Es war zum Heulen."4

Maria Soine:

„Die Wertheimers, das habe ich nicht gesehen, wie sie sie geholt haben.
Aber sie haben gewußt, daß sie geholt werden. Sie haben so geschrien dort
drüben, man hat sie ja schreien gehört, wo sie es ihnen gesagt haben."5

Dr. Elisabeth Menne:

„Und das Schlimme, wie die alle abtransportiert wurden, da waren hier so
ein paar alte jüdische Damen, die alleinstehend waren. Ich weiß noch, die
knieten vor mir, umfassten meine Beine und sagten: Schreiben Sie uns ein
Zeugnis, daß wir nicht reisefähig sind."6


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